22.04.2025 – Punkt eins – Ö1 – Marlene Nowotny — – Details
Mensch / Franziskus
Über sein Leben, sein Vermächtnis und sein Engagement für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Gäste: emer. o. Univ.-Prof. Dr. Ingeborg Gabriel, Theologin, Universität Wien & Dr. Andreas Batlogg, Jesuit, Theologe und Autor. — Papst Franziskus kämpfte für die Armen und für die Umwelt. Am Ostermontag verstarb das Oberhaupt der Katholischen Kirche im Alter von 88 Jahren, nach dem er sich kurz davor der Öffentlichkeit gezeigt und einen letzten politischen Besuch empfangen hatte: Der Pontifex hatte US-Vizepräsident JD Vance am Ostersonntag eine Audienz gewährt – eine symbolträchtige Begegnung. — Nach dem Fototermin hatte sich der Papst zur Freude der Gläubigen auf dem Petersplatz gezeigt und sichtlich geschwächt den Ostersegen erteilt. Am Ostermontag dann die kurze Mitteilung des Vatikans: «Heute um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt». — Nach Ansicht der Theologin und Sozialethikerin Ingeborg Gabriel hätten drei herausragende Eigenschaften Franziskus Pontifikat gekennzeichnet: Seine tiefe Spiritualität, sein leidenschaftliches soziales und ökologisches Engagement und seine Friedensanstrengungen mittels interreligiösen Dialogs. Der Jesuit und Papst-Experte Andreas Batlogg würdigt die Authentizität und Gläubigkeit des Verstorbenen in einem Nachruf. Bloße Rhetorik und fromme Phrasen waren Franziskus fremd. — Das habe bereits seine Berufung gezeigt, betont Batlogg. Jorge Mario Bergoglio, so der bürgerliche Name Franziskus, hatte eigentlich eine Ausbildung als Chemielaborant in Argentinien absolviert. Dann kam er während einer Beichte zu der Erkenntnis, Priester werden zu wollen. «Aber es ist nicht so, dass ich an jenem Septembertag wie vom Blitz getroffen wurde, von etwas, das ein für alle Mal keine Zweifel aufkommen ließ», so der Papst in seiner Autobiographie «Hoffe». — Zum Papst gewählt, nahm er keinen Namen an, den schon viele gewählt hatten, wie Pius oder Johannes. Er war der erste «Franziskus», nach dem Heiligen Franz von Assisi – ein Papst der Armen, Schwachen, Bedürftigen und ein Papst ohne Allüren oder äußerliche Eitelkeiten. Er war auch das erste katholische Kirchenoberhaupt, das eine Umweltenzyklika veröffentlichte. — Wobei auch diese 2015 erschienene «Laudato si» einen starken sozialen Fokus hatte: Franziskus vertrat eine ganzheitliche Ökologie. Wenn er über Umweltschutz sprach, dann thematisierte er immer auch Fragen sozialer Gerechtigkeit, das globale Wirtschaftssystem oder die Flüchtlingsproblematik. Umweltzerstörung und Klimawandel waren für Franziskus immer auch Menschenrechtsprobleme. — Ingeborg Gabriel und Andreas Batlogg sind in dieser Ausgabe von «Punkt eins» Gäste bei Marlene Nowotny, um über Leben und Wirken eines Papstes zu sprechen, der nahe bei den Menschen blieb, und über das Vermächtnis dieses außergewöhnlichen Kirchenmannes. Sein Nachfolger könnte ein Papst werden, der Franziskus Geisteshaltung teilt – denn ein Großteil der Kardinäle, die frühestens kommendes Wochenende für das Konklave in die Sixtinische Kapelle ziehen werden, wurden von ihm ernannt. — Was wird vom Wirken Papst Franziskus bleiben, von seinem Engagement für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz? Welchen Einfluss hatte sein Pontifikat auf die katholische Kirche und auf die internationale Politik? Und was ist nun von der anstehenden Papstwahl zu erwarten?
SK-hehi