11.04.2025 – News: Nachrufe – Süddeutsche Zeitung – Javier Cáceres — – Details
Leo Beenhakker
Leo Beenhakker war Real Madrids Antwort auf Barcelonas Johan Cruyff. Er wurde an vielen Orten der Welt berühmt, nur in Deutschland arbeitete er nie. — Leo Beenhakker als Nationaltrainer von Trinidad und Tobago bei der WM 2006 in Deutschland.
Nicht nur der FC Barcelona hatte einen prägenden niederländischen Trainer; Real Madrid hatte ihn auch. Wobei man wohl sagen kann, dass der 1943 in Rotterdam geborene Leo Beenhakker nie den Rang der abgöttisch verehrten Figur erlangte, zu der Johan Cruyff in Barcelona wurde. Verehrung war Beenhakker gleichwohl gewiss, man konnte das am Freitag, dem Tage nach seinem Tod im Alter von 82 Jahren, in zahlreichen Zeitungen nachlesen. Überall hieß es, dass er die wohl spektakulärste Mannschaft der Real-Geschichte dirigierte, die nie den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnte, die stets im Halbfinale scheiterte. — Aber: Was für ein Team das war! Es holte von 1987 bis 1989 drei spanische Titel nacheinander und wird bis heute besonders verehrt, weil da nicht nur hinzugekaufte Genies wie Bernd Schuster agierten, sondern viele Eigengewächse. Allen voran Emilio «El Buitre» Butragueño, der zum Namensgeber jenes Teams wurde: «La Quinta del Buitre», die Kohorte des Geiers. Den Adelsschlag erhielt Beenhakker wenig später, als er im Februar 1992 gerufen wurde, um Radomir Antic zu ersetzen. Real war mit dem Pragmatiker Antic zwar Tabellenführer; der damalige Real-Präsident Ramón Mendoza aber wollte dem bezaubernden Fußball von Cruyffs Barça Beenhakker-Spektakel entgegensetzen. Dann aber vergeigte er am letzten Spieltag auf Teneriffa den Titel – und musste gehen. — Beenhakker, der bei der WM 1990 die sieglose niederländische Nationalelf kommandierte, war einer der wenigen Trainer, die mit Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam Meister wurden. Berühmt wurde er aber an vielen Orten der Welt, im Stile der niederländischen Eroberer zog es ihn hinaus in die Welt, unter anderem nach Mexiko, Saudi-Arabien, Polen, die Schweiz, Trinidad & Tobago. In Deutschland arbeitete er nie. Wer weiß, was dem deutschen Fußball dadurch entging. 1998 wurde Beenhakker nach einem Feyenoord-Sieg in Stuttgart von einem TV-Reporter gefragt, was der damals kriselnde deutsche Fußball verbessern müsse. «Haben Sie eine Stunde?», lautete Beenhakkers Antwort, und sie gilt bis heute als Ausweis seines durchaus ausgeprägten Hangs zum sarkastischen Humor. (…)
SK-news