Der Wolf und wir / Darf der Jäger zum Gejagten werden?

08.12.2024Essay und DiskursDeutschlandfunkWiebke Hüster —   –  Details

Der Wolf

Wie kein anderes Tier ist der Wolf eine Projektionsfläche für menschliche Ängste einerseits, für die Sehnsucht nach der Natur andererseits. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist die Ansiedlung des Wolfs ein gesamtdeutsches Renaturierungsprojekt. — Wölfe sind in unseren dicht besiedelten Landschaften zum Symbol eines hoffnungsvollen «Zurück zur Natur» geworden. Etwa 1.600 Wölfe gibt es in Deutschland mittlerweile, wahrscheinlich sogar mehr. Die Ausbreitung vor allem in Ostdeutschland zeigt mittlerweile, dass Wölfe keine Wildnis brauchen, um sich gut zu vermehren. Die für die eigentlich scheuen Wölfe nutzbaren Gebiete in Deutschland sind besetzt, sodass sich die Nachkommen immer stärker in menschlich genutzte Gebiete ausbreiten. Mittlerweile kommt es beispielsweise zu rund 4.000 gerissenen oder verletzten Nutztieren pro Jahr. — Wölfe kommen also in unseren unterschiedlich genutzten Kulturlandschaften so gut zurecht, dass der Herdenschutz immer wichtiger wird. Die tierischen Jäger müssen gegebenenfalls selbst bejagt werden. Dabei geraten auch Natur- und Tierschutz miteinander in Konflikt. Tatsächlich haben die EU-Mitgliedsstaaten mittlerweile beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs in der sogenannten «Berner Konvention» von «streng geschützt» auf «geschützt» herab zu stufen. Aber wie kann es eine sinnvolle Jagd zum Schutz von Menschen und Nutztieren geben, ohne dass der Wolf erneut vertrieben oder gar ausgerottet wird? Wiebke Hüster ist seit mehr als zwei Jahrzehnten die Tanzkritikerin der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Sie berichtet auch im Deutschlandradio über die aktuellen Entwicklungen dieser Kunstform in all ihren Facetten. 2017 hat sie ihre Liebe zur Natur zum neuen Thema in der Zeitung entwickelt. Für das Feuilleton schreibt sie seitdem Essays über Wald, Wild, Landwirtschaft und Jagd. Ihre aktuelle neue Serie heißt «Zurück zur Natur». Sie verbringt viel Zeit draußen und im Gespräch vor Ort mit den Berufsjägern, Förstern, Landwirten und Wissenschaftlern ihres über die Jahre gewachsenen Experten-Netzwerks. Die 57-Jährige ist Mutter von drei Kindern und lebt in Frankfurt am Main. — Der Wolf gefährdet mit seinem jährlichen Zuwachs von 30 Prozent des Bestands die von Weidetierhaltung geprägte Kulturlandschaft.

 
 

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