9. November 1969: Bombe der ‹Tupamaros Westberlin›-Terroristen im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin

09.11.2024ZeitZeichenWDR 3Wolfgang Kraushaar — Almut Finck —   –  Details

Tupamaros Westberlin

Bombe im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin — Die Nachricht von einer Bombe im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin erschüttert im November 1969 die Republik und wirft die Frage auf: Ist jüdisches Leben in Deutschland wieder gefährdet? — Ende der 1950er Jahre entsteht in Berlin an der Stelle, wo bis zur Zerstörung in der Reichspogromnacht 1938 eine der größten Synagogen Deutschlands stand, ein neues Jüdisches Gemeindehaus. Ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben nach dem Holocaust in Deutschland wieder aufblühen kann. — Die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander im Land der Täter bekommt am 10. November 1969 einen herben Dämpfer: Eine Reinigungskraft findet im Gemeindehaus eine Bombe, die am Tag zuvor bei einer Gedenkveranstaltung explodieren sollte und nur wegen technischer Defekte kein Blutbad anrichtet. — Hinter dem Anschlag steckt die linke Terrorgruppierung «Tupamaros West-Berlin», deren Mitglieder aus dem Umfeld des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds kommen. Sie sympathisieren mit den Palästinensern und richten sich gegen Israel und die Eroberung des Gazastreifens, des Westjordanlands und von Ost-Jerusalem. Für die Zeitgenossen ist das ein Schock: Menschen, die politisch links sind und sich der Aufklärung verpflichtet fühlen, hatte man zuvor nicht mit Antisemitismus in Verbindung gebracht. — Der Anschlag auf das Gemeindehaus verschwindet bald aus dem Fokus der Öffentlichkeit, auch weil mit der RAF linker Terror eine neue Dimension erreicht. Erst Jahrzehnte später – nach dem Mauerfall – kommen die Hintergründe zur Bombe im Jüdischen Gemeindehaus ans Licht. Die Fäden reichen von Berlin bis in den Nahen Osten, darin verwickelt sind auch Jassir Arafat, ein Undercover-Mann vom Verfassungsschutz und die DDR-Staatssicherheit.

 
 

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