Autor Fabian Saul: Wenn wir den öffentlichen Raum betreten, sind wir im politischen Raum

27.09.2024NewsBerliner ZeitungOlga Ellinghaus —   –  Details

Fabian Saul

In seinem neuen Roman trifft Leid auf Widerstand. Wir haben den Berliner Schriftsteller und Komponist zum Gespräch getroffen. Über den Wandel von Berlin und Europa. — Kurz nach der Wende galt das Hackbarth›s in Berlin-Mitte als ein beliebter und eleganter Treffpunkt. Auch heute schmücken abgenutzte Lederbänke, Holzmöbel und eine vergoldete Messingbar die charmante Kneipe in der Auguststraße. Fabian Saul begrüßt die Mitarbeiter, wir setzen uns in die hintere Ecke, er schlägt ein abgegriffenes Notizbuch auf und zückt einen Kugelschreiber. — Vor uns auf dem Tisch steht ein Zuckerstreuer, das Rattern der Kaffeemühle dringt immer wieder durch den Raum. Die Szene erinnert an eine Szene aus Sauls neuem Roman: «Draußen begann es zu regnen. Mein Kaffee war kalt, der Zucker lag in den aufgeplatzten Rillen des Holztischs. Draußen standen sie unter dem Vordach und rauchten. Die goldene Bar im Winkel eines Schiffs. Es läge auf der Hand. Das Café versammle die kolonialen Produkte wie ein Wunder, die leise Anrufung einer kolonialen Ordnung: Kaffee, Tee, Zucker, Tabak, Gold. Wir sind die Ausbeuter, denen wir in unseren Gesprächen den Tod wünschen, hast du gesagt. Wir sind die weißen Komplizen dieser Ordnung, die durch die Entfernung die Gleichzeitigkeit der Ausbeutung verdeckt.» (…)

 
 

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