24.09.2024 – News – NZZ – Johannes C. Bockenheimer — – Details
Christian Lindner
Der Chef der FDP hat die Partei aus der Krise zum Erfolg geführt. Doch jetzt müssen die deutschen Liberalen wieder ums Überleben kämpfen. — Christian Lindner liebt Heldengeschichten. Jeden Morgen steigt er für die Länge einer Netflix-Folge auf einen Crosstrainer und versinkt dort, während ihm Schweissperlen über die Stirn rinnen, in epischen Hollywood-Welten. Jüngst waren es die Abenteuer der Lucy MacLean, die den deutschen Finanzminister in ihren Bann zogen. Die Protagonistin der Serie «Fallout» schlägt sich in einem postapokalyptischen Los Angeles mit radioaktiv verstrahlten Mutanten herum. Es sei eine grossartige Serie, schwärmt Lindner im Frühjahr am Rande einer Dienstreise nach Washington. — Der Politiker nimmt an einer Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) teil. Das ist eigentlich ein Termin, bei dem über die Gefahren für die Weltwirtschaft und die Stabilität der Finanzmärkte diskutiert wird – über die grossen, globalen Themen also. Doch in Washington holt den Minister das politische Tagesgeschäft der Heimat ein. Ein IWF-Bericht über die schleppende Weltkonjunktur wird ausgerechnet mit einem Bild aus dem Berliner Regierungsviertel illustriert. Darauf wird Lindner feixend von seinem französischen Amtskollegen aufmerksam gemacht. — Die Botschaft des Bildes: Deutschland ist zu einem Symbol des ökonomischen Abschwungs und der politischen Paralyse geworden. Während andere Volkswirtschaften seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder wachsen, kratzt Deutschland an der Rezession. In Washington hält niemand Lindner für einen Helden. (…)
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