Das wahre Gesicht von Melonis Partei?

01.09.2024NewsARD TagesschauAnja Miller und Rüdiger Kronthaler —   –  Details

Giorgia Meloni

Italiens Ministerpräsidentin Meloni schien ihr postfaschistisches Erbe erfolgreich abgeschüttelt zu haben. Doch Recherchen zeigen, wie lebendig der Extremismus in ihren Reihen weiterhin ist.

Noch im Juni war sie strahlende Gastgeberin der bedeutendsten westlichen Regierungschefs beim G7-Gipfel: Giorgia Meloni präsentierte stolz ihr Land auf der großen Bühne, umarmte Joe Biden, scherzte mit dem Kanadier Justin Trudeau, lachte mit Ursula von der Leyen, und nichts erinnerte daran, dass sie die erste extremrechte Regierungschefin eines großen EU-Landes ist.Melonis Botschaft war vielmehr: Ich bin moderat, auf mich kann man bauen. Doch der Gipfel war noch nicht zu Ende, da zeigten Enthüllungen der italienischen online-Plattform Fanpage ein ganz anderes Bild von Melonis Partei.Die Journalistin Selena Frasson hatte sich bei einer Jugendorganisation der Meloni-Partei Fratelli d›Italia, der Gioventù Nazionale, eingeschleust. Es gelang ihr, an internen Treffs teilzunehmen, bei denen Journalistinnen absolut unerwünscht sind, damit keine Bilder an die Öffentlichkeit gelangen.Zögerliche DistanzierungDer Grund dafür wird schnell klar, wenn man die Aufnahmen von Frassons versteckter Kamera sieht – Auftritte von rechtsextremen Bands in der Zentrale der Bewegung in Rom. In einem militanten Camp in den Bergen feiert der politische Nachwuchs mit «Sieg-Heil»-Rufen, der Faschisten-Gruß wird gezeigt. Zeigen die verdeckt gefilmten Aufnahmen von Frasson die geheime Seele der Fratelli?Meloni reagierte auf die Enthüllungen zunächst zurückhaltend. Sie ist der Parteijugend verbunden, denn sie selbst ist in einer solchen Jugendbewegung groß geworden. Schließlich geht sie doch auf Distanz, nachdem internationale Medien berichteten. Es ist die Phase, in der Meloni auf europäischer Bühne an Einfluss zu verlieren scheint: Der erhoffte Machtzuwachs für ihre Partei nach den Europawahlen ist ausgeblieben. Deutschland, Frankreich, Spanien und Polen geben die Linie vor, nicht Melonis Italien.Die Fratelli-Abgeordneten stimmen in Straßburg fast schon trotzig gegen die Wiederwahl von Ursula von der Leyen, trotz der im Wahlkampf in Aussicht gestellten Unterstützung, und des angeblich so guten persönlichen Verhältnisses zwischen den beiden Politikerinnen. Auch eine Aufnahme der Fratelli in die EVP-Fraktion, in der sich moderat-konservative Kräfte wie die CDU/CSU sammeln, wirkt in weiter Ferne.

 

 
 

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