14.07.2024 – Essay und Diskurs – Deutschlandfunk – N.N. — – Details
Jan Grossarth
Bauen funktioniert noch immer in einer Art Wegwerfkultur. Ein Kreislauf aus Neubau, Abriss und Neubau. In Zeiten der Klimakrise gilt es, diese Logik zu durchbrechen und nachhaltiges Bauen neu zu erfinden. Immer wieder rückt die Abrissbirne an, wenn ein Gebäude nicht mehr gefällt oder eine Sanierung sich nicht mehr lohnt. Das klingt, als gelte es, jenes Prinzip des Kapitalismus, das der Ökonom Joseph Schumpeter einmal als ‹schöpferische Zerstörung› bezeichnet hat, zu überbieten. Tatsächlich entstehen rund 30 Prozent des gesamten CO2-Aufkommens in Deutschland durch den Bau und den Betrieb von Gebäuden. Die Nutzungsdauer von Bauten ist oft zu kurz, die Wiederverwendbarkeit ist zumeist nicht möglich. Dass sich das ändern muss, ist mittlerweile auch in der Politik angekommen. Erst im Januar dieses Jahres kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an: ‹Unser Ziel ist es, ein globaler Vorreiter für zirkuläre Technologien und Produkte zu werden, zum Beispiel im Bereich Batterien oder Bauwesen.› – Doch wie kann das gelingen? Würde das nicht eine komplett neue Weise des Bauens bedeuten? Nötig wären Architektur, die neben der Gestaltung den Einsatz wiederverwendbarer oder klimaneutraler Materialien plant, eine Bauindustrie, die diese Materialien produziert, und eine Abrissbranche die hocheffizient den Abfall trennt. Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Weichen müssen gestellt werden, damit das gelingen kann?
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