10.06.2024 – News – Zeit Online – Antonia Baum — – Details
Susan Sontag
Susan Sontag war berühmt und gefürchtet für ihren Scharfsinn. Aber war sie auch eine Feministin?— Bei Susan Sontag war immer klar, dass sie ein Autor ist, keine Autorin. Das war auch mal mein Plan, aber ich verwarf ihn schnell wieder. Wenn ich mir Sontag ansehe, bin ich manchmal nicht sicher, ob das eine gute Idee war, doch dazu am Ende. Zunächst zu der großen Susan Sontag, dieser harten Denkerin, die meine beste Buchfreundin und ich (wir waren stolz darauf, viel zu rauchen, viel zu trinken; nicht zu schlafen, nicht zu essen, sondern zu lesen) für ihre boldness, ihre Kühnheit bewunderten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schien es ihr irgendwie gelungen zu sein, eine Abkürzung zu nehmen, sie hatte das ganze Drama mit dem Frausein übersprungen, war einfach daran vorbeigegangen, hatte nebenbei noch völlig geräuschlos ein Kind allein erzogen, es war alles kein Problem gewesen. Vielleicht war diese Autorenschaft ohne – Entschuldigung – — Gedöns» ein wichtiger Grund dafür, dass männliche Literatursachverständige damals, als das Feld der Literatur noch vor allem ein männliches war, an ihren Zigaretten zogen und augenblicklich anerkennend nickten, wenn die Rede auf Sontag kam. Dann wurde einer ihrer Essays zitiert (meistens Anmerkungen zu Camp, Krankheit als Metapher, Über Fotografie und Das Leiden anderer betrachten), und Sontag, die berühmte — US-amerikanische ›femme de lettres›», die als eine der — einflussreichsten Intellektuellen ihres Landes» galt (Wikipedia), wurde gewürdigt für ihre Brillanz, ihren Eigensinn und ihren New Yorker Glamour.— Susan Sontag, hier 1995, hat auch immer wieder über Frauen geschrieben.
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