Die erste Komposition einer Frau in der Hofburgkapelle

09.06.2024SupernovaÖ1Walter Weidringer —   –  Details

Johanna Doderer

Musikgeschichte im Sakralraum: Johanna Doderers — Friedensmesse» als historische erste Uraufführung der Messe einer Komposition in der traditionsreichen Wiener Hofburgkapelle (Aufnahme vom 19. Mai 2024) — «Dona nobis pacem»: Von jeher endet das Ordinarium Missae, also der übers ganze Jahr gleichbleibende lateinische Text des katholischen Gottesdienstes, im Agnus Dei mit der Bitte um Frieden. Ist schon der innere Frieden für jeden einzelnen Menschen ein kostbares, oft gar nicht leicht zu erreichendes und erhaltendes Gut, muss die Menschheit als Ganzes nach wie vor um den äußeren Frieden flehen: um die Abwesenheit von Krieg, um das Ende allen nationalen oder internationalen, organisierten Blutvergießens. – Seit 1498, also seit Kaiser Maximilian I., pflegt die Wiener Hofmusikkapelle die ehrwürdige Tradition der Kirchenmusik – und war dabei selbstredend immer auch ein Ort zeitgenössischen Kunstschaffens. Im sechsten Jahrhundert ihres Bestehens hat diese älteste Musikinstitution Österreichs nun erstmals einen Kompositionsauftrag in weibliche Hände gelegt: Johanna Doderer war die erste Frau, die eingeladen wurde, eine Messe für die Hofmusikkapelle zu schreiben. — Die 1969 geborene österreichische Komponistin kann bereits auf ein umfangreiches Ouvre in den Gattungen Oper, Kammermusik und Orchestermusik verweisen. Mit der — Friedensmesse» widmet sie sich nun auch der geistlichen Musik. Interpretiert wurde die Messe bei ihrer Uraufführung im Rahmen der Sonntagsmesse am 28. April 2024 sowie bei der Folgeaufführung am Pfingstsonntag, dem 19. Mai 2024, von Mitgliedern der Wiener Hofmusikkapelle, also der Wiener Sängerknaben sowie des Herrenchors und des Orchesters der Wiener Staatsoper. Organist war Wolfgang Kogert, am Dirigentenpult stand Johannes Ebenbauer. – – Die Bedingungen der Auftragskomposition erklärt Johanna Doderer so: — Der lateinische Text, die Besetzung und die Dauer waren festgelegt. Meine kompositorische Sprache heißt auch, den Anspruch an zeitgenössische Musik mit diesen Vorgaben zu verbinden. Ich würde die Komposition als neue Musik beschreiben, die Tonalität nicht ausschließt». – – Der Titel — Friedensmesse» beziehe sich auf den Text: — Die Sprache des lateinischen Messtextes ist wie ein Schlüssel, der über Jahrhunderte in verschiedensten klanglichen Farben gemalt wurde. Zwei Punkte daraus sind die Vergebung und Nächstenliebe, welche auch heute besonders wichtig sind. Daher Friedensmesse.» Außerdem betont sie: — Es ist mir eine besondere Freude, für so einen historisch interessanten und wichtigen Ort wie die Wiener Hofburgkapelle zu komponieren, denn die Akustik darin und auch die Räumlichkeiten sind einzigartig.»

 
 

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