Mathias Spahlinger: passage/paysage

28.05.2024HorizonteBR-KlassikEnno Poppe und Thorsten Preuß —   –  Details

Mathias Spahlinger

Wenn ein Komponist in seinem Werkkommentar von „Dialektik“ spricht und von „Selbstaufhebung“, wenn er behauptet, seinem Stück liege eine „Arbeits-These“ zugrunde, wenn er dann schließlich auch noch Hegel zitiert – dann lässt das eine spröde, verkopfte, überintellektualisierte Musik befürchten. Doch das Gegenteil ist der Fall in Mathias Spahlingers epochalem Orchesterwerk „passage/paysage“ von 1990. Aus den Anfangsakkorden von Beethovens Eroica bricht da eine Dreiviertelstunde Musik hervor, die vor Ausdruck schier überquillt, beim Hören zunehmend existentiell berührt und trotz aller Abstraktion unter die Haut geht – nicht zuletzt in der langen Schlusspassage, in der ein- und dasselbe heftige Pizzicato über 12 Minuten hinweg wiederholt wird. Der Dirigent und Komponist Enno Poppe hat das Stück als „den Sacre du Printemps meiner Generation“ bezeichnet. Trotz des immensen Probeaufwands ist es ihm gelungen, Spahlingers Stück in den letzten Jahren immer wieder zur Aufführung zu bringen. In der Reihe „Faszination Neue Musik“ aus dem Studio Nürnberg spricht Poppe über „paysage/passage“ und über seine Begegnungen mit dem diskussionsfreudigen und widerständigen Intellektuellen, der es komponiert hat.

 
 

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