22.03.2024 – News – Zeit Online – Jan Jekal — – Details
Christin Nichols
Christin Nichols wartet auf Rückrufe ihrer Agentin und Social-Media-Likes. In ihren eigenen Synthpop-Songs ist die schauspielernde Sängerin Ware und Verkäuferin zugleich. — Im frühesten Artikel, den man über die Musikerin und Schauspielerin Christin Nichols findet, wird sie mit dem Satz zitiert: — Ich will auf die Bühne, und dafür mache ich alles.» Das war 2018, in der Neuen Westfälischen, Kreis Herford, anlässlich ihrer ersten Tour mit dem Elektro-Punk-Duo Prada Meinhoff. Ein ähnliches Sentiment fand sich vier Jahre später auf I›m Fine, ihrem Debütalbum als Solomusikerin: — Ich möchte ganz nach oben/ Ich will den Fame!», singt sie da in einem Song, der — finster» auf — Insta» reimt. — Die Spannung des Performens zieht sich durch das Werk der deutsch-britischen Künstlerin: gesehen zu werden, ohne selbst zu sehen, von Scheinwerfern beleuchtet, geblendet. Bewertet zu werden, nach patriarchalen Kriterien. Gelöst werden kann diese Spannung – vielleicht – durch Konfrontation, durch das Aussprechen des Schambehafteten. Auf Nichols› neuem Album Rette sich, wer kann bleibt das Antidepressivum nicht im Badezimmerschrank versteckt. Sie macht es zum Gegenstand einer Indierockhymne: — Ci-ta-lo-pram!» Nichols findet damit die perfekte Form für dieses albern-ernste Lied, die gedämpfte Strophe kulminiert in einem Refrain mit melancholischen Powerakkorden. Alles zündet. — Citalopram, du kleiner Schatz/ In der Therapie ist immer noch kein Platz.» — Gesehen werden, ohne zu sehen: die Berliner Musikerin und Schauspielerin Christin Nichols
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