07.03.2024 – Spielräume – Ö1 – Verena Göltl — – Details
Viktoria Tolstoy
Vor 30 Jahren erschien mit — Smile, Love and Spice» das Debütalbum von Viktoria Tolstoy. Die schwedische Jazzsängerin und Ururenkelin des russischen Literaten Lew Tolstoi hat eine Stimme mit Wiedererkennungswert. Sie klingt wie Feuer und Rauch. Viktoria Tolstoy hat etwas Wildes, Ungezügeltes in ihrer kräftigen, dynamischen Stimme, aber auch etwas Fragiles. Dieses rauchige Timbre kommt vor allem bei Balladen gut zur Geltung. Ihr neues Album — Stealing Moments» klingt, wenige Stücke ausgenommen, modisch hip, fast schon ein wenig nach Kitsch-Pop. Als hätte man versucht, Tolstoys Feuer zu bändigen, sie für den Markt in weichgespülte Arrangements zu pressen. Schade, denn genau das ist die große Stärke dieser selbstbewussten skandinavischen Vokalistin: Sie hat Glut, Leidenschaft, Charakter. Die Funken springen nämlich garantiert über, wenn man zum Beispiel auf ihr 1997 bei Blue Note erschienenes Album — White Russian» oder auf das 2004 mit Musik von Esbjörn Svensson eingespielte — Shining on you» zurückgreift. Alt ist das neue Hip!
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