Nawalny unter großer Anteilnahme in Moskau beigesetzt / Tausende bei Beerdigung

01.03.2024NewsTagesschauN.N. —   –  Details

Moskau Trauerfeier Nawalny

Der verstorbene Kremlkritiker Nawalny ist in Moskau beigesetzt worden. Trotz eines Großaufgebots der Polizei hatten sich Tausende Menschen versammelt. Sie skandierten Nawalnys Namen, auch Anti-Putin-Parolen waren zu hören.Zwei Wochen nach seinem Tod in einem russischen Straflager ist der Kremlkritiker Alexej Nawalny in Moskau beerdigt worden.Im Beisein einiger seiner Angehörigen wurde er auf dem Borissowskoje-Friedhof im Südosten der russischen Hauptstadt beigesetzt. Der Sarg sei zur Musik des Films «Terminator» in den Boden eingelassen worden, schrieb der Nawalny-Unterstützer Iwan Schdanow im Onlinedienst Telegram.Zuvor hatten sich Angehörige und Unterstützer am offenen Sarg von dem Verstorbenen verabschiedet. Sein Team, das wegen drohender Festnahme im Ausland ist, rang mit den Tränen, als Nawalnys Angehörige den Leichnam küssten. Die Live-Bilder waren in einem Youtube-Stream zu sehen. Die Leiche lag mit Blumen bedeckt im Sarg, umgeben von zahlreichen Menschen. Nawalnys Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie neben dem Sarg.Laut der Nachrichtenagentur AFP skandierte eine Menge in der Nähe des Friedhofs «Nein zum Krieg!» Die Nawalny-Anhänger riefen demnach zudem «Nieder mit der Macht der Mörder» und «Wir werden nicht verzeihen»

Anti-Putin-RufeTrotz eines Großaufgebots von Polizei und Sicherheitskräften hatten sich schon Stunden vor der Beerdigung zahlreiche Menschen versammelt. An der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone «Lindere meine Trauer» im südöstlichen Bezirk Marjino drängten sich Tausende Trauernde an Metallgittern, um sich von dem Oppositionsführer zu verabschieden. Viele trugen Blumen in den Händen. — Nach Angaben von Nawalnys Team war die Schlange wartender Menschen mehrere Kilometer lang. Im Livestream, den die Mitstreiter des Verstorbenen auf Youtube sendeten, war zu hören, wie die Menschen «Nawalny» und «Wir werden nicht vergessen» skandierten sowie «Du hattest keine Angst und wir haben keine Angst». Viele riefen auch Anti-Putin-Parolen wie «Putin ist ein Mörder» und «Russland ohne Putin».

Auch westliche Botschafter bei TrauerfeierDer Sarg mit dem Leichnam des Oppositionellen war nach einer Zeremonie in der Kirche zum etwa eine halbe Stunde Fußmarsch entfernten Friedhof Borissowskoje gebracht worden. Die Trauernden hatten den Leichenwagen auf dem Weg zum Friedhof begleitet. Auch dabei wurden Rufe laut. «Nein zum Krieg» und «Liebe ist mächtiger als Angst», wurde skandiert.Zur Trauerfeier kamen auch westliche Botschafter, darunter der Deutsche Alexander Graf Lambsdorff. Die letztlich nicht zugelassenen russischen Präsidentschaftsanwärter Boris Nadeschdin und Jekaterina Dunzowa waren ebenfalls in der Menschenmenge vor der Kirche zu sehen.

Die Witwe Julia Nawalnaja, Tochter Darja und Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie für ihre eigene Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit in Russland eine Festnahme riskieren. Auch Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter, die als Extremisten gelten, ebenfalls sofort festgenommen würden.Nawalnaja veröffentlichte zum Abschied von ihrem Mann per Videoclip eine Liebesbotschaft mit Szenen aus ihrem gemeinsamen Leben. «Ljoscha, ich danke dir für 26 Jahre absolutes Glück», schrieb die 47-Jährige bei Instagram. «Ja, sogar für die letzten drei Jahre des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dass du mich sogar im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dass du immer an mich gedacht hast.» Ljoscha ist die Koseform des Namens Alexej.

Drohkulisse vor Nawalnys Beerdigung — Russlands Machtapparat hatte vor der Kirche und am Friedhof eine für die Trauernden beispiellose Drohkulisse aufgebaut: Metallgitter wurden weiträumig aufgestellt, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Uniformierten bezogen schon am frühen Morgen Stellung, Uniformierte überprüften Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten, wie russische Medien meldeten. Auch das mobile Internet sei eingeschränkt worden. Auch am Borissowskoje-Friedhof wurden zahlreiche Polizisten postiert.Der Kreml warnte vor Beginn der Trauerfeier vor der Teilnahme an «nicht genehmigten» Versammlungen. Wer an einer solchen Kundgebung teilnehme, werde «gemäß dem geltenden Recht zur Verantwortung gezogen», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Tass.

 
 

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