Zur Gegenwart des Denkmals

09.03.2024DiagonalÖ1Petra Erdmann —   –  Details

Tunnel Szene

Denkmal Now! Künstlerische Kommentare, neue Kontextualisierungen, aber auch unsichtbare Denkmäler sorgen gegenwärtig für eine mobile und flexible Erinnerungskultur oder wie Robert Musil 1927 schon formulierte: «Mit einem Wort, auch Denkmäler sollten sich heute, wie wir es alle tun müssen, etwas mehr anstrengen! Ruhig am Wege stehen und sich Blicke schenken lassen, kann jeder; wir dürfen heute von einem Monument mehr verlangen.»

Was wollen wir in Zukunft erinnern? Das Denkmal sagt mehr über seine Gegenwart als die Vergangenheit aus. Es ist ein sichtbares Zeichen von kulturellem Wandel und Veränderung. Im öffentlichen Raum sind Denkmäler feierliche Gedenkorte. Sie sind heftig umstritten, werden neu ausgelegt oder auch schon mal gestürzt. In Bristol brachten 2020 «Black Lives Matter»- Aktivist:innen nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd die Statue des ehemaligen Sklavenhändlers Edward Colston zu Fall. Das Denkmal des ehemaligen Wiener Bürgermeisters und Antisemiten Karl Lueger soll nach jahrelangen Diskussionen und mehreren Wettbewerben bald in eine künstlerische Schieflage gebracht werden. Der ewige Symbolgehalt von Denkmälern wackelt. «In den Hintergrund gerückte historische Denkmäler sind plötzlich ins Feld der Sichtbarkeit zurückgekehrt und offenbaren nun ihren prekären Status durch neue gesellschaftliche Debatten über die Vergangenheit, die sie glorifizieren», sagt die Erinnerungskultur-Expertin Aleida Assmann im Diagonal-Gespräch. Denkmal Now! Künstlerische Kommentare, Rekontextualisierungen, aber auch unsichtbare Denkmäler sorgen für mobile und flexible Erinnerungskultur oder wie Robert Musil 1927 formulierte: «Mit einem Wort, auch Denkmäler sollten sich heute, wie wir es alle tun müssen, etwas mehr anstrengen! Ruhig am Wege stehen und sich Blicke schenken lassen, kann jeder; wir dürfen heute von einem Monument mehr verlangen.»

 
 

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