Lichtjahre einer Selbstentdeckerin / Fotografin Gundula Schulze Eldowy

06.02.2024NewsFAZ onlineAndreas Kilb —   –  Details

Gundula Schulze Eldowy

Im Februar wird die deutsche Fotografin Gundula Schulze Eldowy siebzig Jahre alt. Zwei Berliner Ausstellungen zeigen aus diesem Anlass Ausschnitte ihres Lebenswerks. — Ihre schwärzesten Bilder machte sie, als sie mit dem Fotografieren anfing. Aufnahmen von rauchenden Schuttbergen, Greisinnen und Greisen, Vereinsamten, Verlassenen, Vergessenen. Eine Frau, die in eine Flasche mit einer Tanzfigur starrt. Ein nackter Mann auf einem Sofa zwischen kahlen Wänden. Ein Mann mit blutender Nase zwischen Müllsäcken. Zwei Nackte unter einer schmutzigen Decke. Eine sehbehinderte Briefträgerin. Ein Friseursalon in einem Bauwagen. Bröckelnde Plakate auf bröckelndem Putz. Und mittendrin ein Kind im weißen Kleid mit Engelsflügeln zwischen Efeu und Unkraut wie ein Gesandter aus jener Welt, die der Sozialismus versprochen hatte, bevor er an der Wirklichkeit zerbrach. — Auf dem Planeten der Verlierer — «Berlin in einer Hundenacht» heißt die Fotoserie, in der Gundula Schulze Eldowy das Ende der DDR festgehalten hat, zwölf Jahre lang, bis das Land, in dem sie lebte, tatsächlich unterging. Sie war dreiundzwanzig, als sie ernsthaft mit dem Fotografieren anfing, und Mitte dreißig, als die Mauer fiel. Am 23. Februar wird sie siebzig Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigt das Berliner Bröhan-Museum noch einmal ihren frühesten und bekanntesten Bilderzyklus, nicht vollständig, wie es eine Schrifttafel verspricht, aber zu großen Teilen.

 
 

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