Groß im Kleinen – Heide von Strombeck / Nachruf

25.01.2024NewsSüddeutsche ZeitungChristine Dössel —   –  Details

Heide von Strombeck

Die Schauspielerin Heide von Strombeck ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Sie war eine Perle im Ensemble von Dieter Dorn. — Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze, sagt das Dichterwort. Das gilt erst recht, wenn der Mime eine Mimin und keine Berühmtheit war. Wenn eine Schauspielerin wie Heide von Strombeck, Jahrgang 1928, sehr alt wird, dann ist ihre Theaterarbeit lange her und bei den meisten vergessen. Die älteren unter uns aber erinnern sich an diese zarte, wundersam verschmitzte Frau, die, wie alt sie auch sein mochte, immer etwas Mädchenhaftes hatte und an den Münchner Kammerspielen und später am Residenztheater – insgesamt 53 Jahre lang – mit ihrem Fluidum viele Inszenierungen bereicherte. Hauptrollen hat sie nie gespielt, sie war keine Tragödin wie Gisela Stein, nicht so präsent wie ihr Mann und Kammerspiele-Kollege Peter Lühr, der an der Otto-Falckenberg-Schule einst ihr Lehrer war. Sie kam aus einer Zeit, als die Theaterhierarchien streng patriarchalisch und die Möglichkeiten für Frauen sehr begrenzt waren. Sie war schüchtern, bescheiden. Im Internet gibt es kaum Bilder von ihr, kein Material. Abgespeichert ist sie allenfalls in den Köpfen und Herzen. Und doch war Heide von Strombeck-Lühr im Theater eine Große: groß im Kleinen, groß in dem, was man “dienende Rollen” nannte. Eine erste Zweite, herausleuchtend mit ihrer Sprachkunst, ihrer feinen Ironie. Glücklich das Theater, das solche Perlen im Ensemble hat. Dieter Dorn hatte davon eine ganze Kollektion, Schauspieler wie Helmut Stange, Richard Beek, Jennifer Minetti, die in Nebenrollen als sogenannte Stützen des Ensembles Trümpfe ausspielten, alle schon lange tot. — Heide von Strombeck spielte 53 Jahre lang in München an den Kammerspielen und am Residenztheater.

 
 

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