06.08.2021 – News – Rolling Stone – Jürgen Ziemer — – Details
Klaus Nomi
Out of Immenstadt: Über den obligatorischen Umweg Berlin landet ein bayrischer Countertenor namens Klaus Sperber in New York und wird in den Siebzigern zu einer der schillerndsten, aber auch tragischsten Figuren des Pop. — Er nennt sich Klaus Nomi und tritt im „New Wave Vaudeville“ auf, einem schwulen Kunstspektakel unter der Regie der Schauspielerin Ann Magnuson. In grotesken Kostümen, mit der Attitüde eines Aliens singt Nomi zunächst Kunstlieder und Arien. Anya Phillips, die Managerin von James Chance & The Contortions, ist – wie so viele aus der New Yorker No-Wave-Szene – begeistert und bringt den deutschen Sänger mit dem Musiker Kristian Hoffman zusammen. — Hoffman wird Nomis Kapellmeister. Er wählt passende Coverversionen aus, schreibt ihm Songs auf den zerbrechlichen Leib, die entrückt und gleichzeitig berührend sind. Nomis Shows werden schnell zu schillernden Spektakeln, bei denen auch Kunststars wie Keith Haring und Jean-Michel Basquiat mitwirken. Selbst David Bowie wird neugierig und engagiert den deutschen Sonderling im Dezember 1979 für einen gemeinsamen Auftritt in der TV-Show „Saturday Night Live“.Kinky KünstlichkeitEs sind vor allem die Live-Auftritte im Mudd Club oder im Pyramid Club, die den legendären Ruf des Sängers begründen. Nur dem ersten Album, „Klaus Nomi“, gelingt es, die kinky Künstlichkeit der Shows einzufangen. Es ist ein genialischer Spagat zwischen Kunstlied, Barock-Oper und New Wave – künstlicher noch als die Musik von Rufus Wainwright, zarter als Antony & The Johnsons.
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