23.01.2024 – News – The Guardian – Leigh Singer — – Details
Naomi Watts
Noch bevor er sein Millionenerbe antrat, versprach er einem verehrten Schriftsteller großzügige Förderung. Sein bekanntestes eigenes Buch behandelt die Wochen in der Hand seiner Entführer 1996. Jetzt wird Jan Philipp Reemtsma siebzig. — In die Literaturgeschichte trat er ein im Jahr 1977. Nicht als Autor, sondern als Mäzen, doch beide Rollen füllt Jan Philipp Reemtsma mustergültig aus. Doch zunächst war die des Mäzens die wichtigere. Ein reiches Familienerbe, das er im Alter von 26 Jahren antreten würde, verhieß ihm nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern begünstigte ihn geradezu verschwenderisch (was Reemtsma jedoch nie selbst verschwenderisch machen sollte). Aber schon im Jahr vor dem testamentarisch festgelegten Erb antritt fuhr der Germanistik- und Philosophiestudent am 14. Juni (dem Tag der Handlung von James Joyce› «Ulysses») in den kleinen niedersächsischen Ort Bargfeld, um dort einen von ihm bewunderten Schriftsteller zu besuchen, den er zuvor noch nie gesehen hatte: Arno Schmidt. Und er kündigte diesem großen Einzelgänger der deutschen Literatur eine Zuwendung an, die in ihrer Höhe die damalige Dotierung des Literatur nobelpreises übertraf: 350.000 D-Mark. Damit sollte Schmidt frei werden von allen Verpflichtungen, die ihn an der Fortführung seines Schreibens hindern könnten.
SK-news