18.01.2024 – Gespräch – SWR2 – Manfred Sapper — – Details
WI Lenin
Journal am Morgen — Am 21. Januar 1924 starb der kommunistische Revolutionär Lenin im Alter von 50 Jahren. „Er hat die Sowjetunion sehr stark geprägt und den Boden geschaffen, auf dem sich später die stalinistische Herrschaft entwickeln konnte“, sagt Manfred Sapper, Politikwissenschaftler und Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“, im Gespräch bei SWR2. — Lange war Lenin kaum an der revolutionären Bewegung im Zarenreich beteiligt, da er 15 Jahre lang im Exil in der Schweiz, Deutschland oder in London bleiben musste. Erst mit der Hilfe Deutschlands wurde Lenin aus dem Zürcher Exil über Finnland zurück in seine Heimat gebracht, wo er „mit einem wahnsinnigen Machtinstinkt gesegnet dem Putsch in Russland zum Durchbruch verhalf“, sagt Manfred Sapper.„Lenin hat große Härte gezeigt, er hat die emanzipatorischen Versprechen der sozialistischen Bewegung früh zerstört, er hat den Matrosenaufstand mit Gewalt niedergeschlagen. Er war es, der die ersten Konzentrationslager, den Kern des GULAG ins Leben rufen ließ. Er hat die Sowjetunion sehr stark geprägt und den Boden geschaffen, auf dem sich später die stalinistische Herrschaft entwickeln konnte“, so Sapper weiter.Putin hadert mit LeninPutin hadert heute mit Lenin. Er macht ihn für die Gründung der Ukraine verantwortlich. Denn die Ukraine wurde erst mit der bolschewistischen Herrschaft gegründet. Putin wirft Lenin und den Bolschewiken die Zerstörung des russischen Reichs vor. Aber für die russische Öffentlichkeit ist Lenin nach wie vor unter den Top Drei der wichtigsten russischen Figuren, gleich nach Stalin.Aber die Haltung zu Lenin sei auch sehr widersprüchlich, so Sapper: „Da, wo im Ukrainekrieg ukrainische Gebiete von den Russen besetzt werden, wird ein Lenin-Denkmal nach dem anderen errichtet. Weil Lenin auch für die Bedeutung des sowjetischen Imperiums steht“, so Sapper.
SK-