Zum Tod von Günther Schaefer: Mauerbild ‹Vaterland› mit Davidstern an der East Side Gallery bleibt als sein Vermächtnis

30.12.2023NewsBerliner ZeitungIngeborg Ruthe —   –  Details

Günther Schaefer

Er hatte es immer gern laut, fröhlich und auch ein wenig ketzerisch gegenüber politischen Verlautbarungen, Versprechen und Angebern. Günther Schaefer, 1996 Gründungsmitglied der Künstlerinitiative East Side Gallery e.V., war ein rastloser Typ und mochte die Welt um sich herum quirlig, kreativ, bunt und immer ein bisschen crazy.

Nun ist der gebürtige Franke, Jahrgang 1954, der bis zum Mauerfall in Frankfurt am Main als Fotograf gearbeitet hatte und gleich am Tag nach dem Mauerfall am 9. November 1989 mit seiner Kamera nach Berlin gefahren war, ganz still, ja beinahe klammheimlich von dieser Welt gegangen. Erst kurz vor dem Jahreswechsel informierte ein enger Freund die Stiftung Berliner Mauer vom Tod des Künstlers. Und keiner, der ihn näher gekannt hat, weiß bislang, was die Ursache und wie die Umstände waren.

«Vaterland»: Ein Fresko gegen Antisemitismus und das Vergessen — Unverdrossen hat er sein im März 1990 als Pionier der East Side Gallery an die einstiege Vormauer an der Friedrichshainer Mühlenstraße gemaltes Fresko «Vaterland» seither wieder und wieder repariert, restauriert, teilweise sogar erneuert, insgesamt so um die 60 Mal. Denn das Bild war von Anfang an ein Objekt des Hasses Rechtsradikaler und antisemitischen Denkens. Die deutsche Flagge Schwarz-Rot-Gold und darauf der blaue Davidstern als Erinnerung an die Holocaust-Verbrechen der Nazis, das Schweigen und Dulden der Deutschen während des Tausendjährigen Reiches wurde beschmiert und attackiert. Und links und rechts liest man Schrift, die Gewalt heute im Nahen Osten benennt und Toleranz und Versöhnung anmahnt. — Ein Ausschnitt von Günther Schaefers Panorama-Fresko «Vaterland» von März 1990 an der denkmalgeschützten East Side Gallery in der Mühlenstraße.

 
 

SK-reko-23news