Wie weiter? Die Ukraine und der Westen suchen nach einem Jahr der Enttäuschungen eine neue Strategie gegen Russland

21.12.2023NewsNZZAndreas Rüesch —   –  Details

Soldaten in der Ukraine

Die militärische Lage der Ukraine hat sich verdüstert. 2024 dürfte daher im Zeichen der Verteidigung und des Sammelns neuer Kräfte stehen. Der Kreml verfolgt seine eigenen Pläne – und wittert Blut. — «Wir wollen, dass die Ukraine den Krieg gewinnt.» Mit diesen Worten hat der amerikanische Präsident Biden seinem aus Kiew angereisten Amtskollegen Wolodimir Selenski vergangene Woche rhetorische Schützenhilfe geleistet. Es war eine ungewöhnliche Wortwahl, denn normalerweise fordern die USA nicht einen «Sieg» der Ukraine, sondern sprechen nur von der Notwendigkeit, einen Erfolg Russlands zu verhindern. Was «gewinnen» konkret bedeutet und wie dieses Ziel zu erreichen ist – darüber herrscht innerhalb der westlichen Allianz jedoch keine Einigkeit. — Nach einem Jahr der Enttäuschungen müssen die Ukraine, die USA und die übrigen Nato-Partner über die Bücher und eine neue, realistischere Strategie für 2024 finden. Die Ausgangslage ist ganz anders als vor einem Jahr. Damals hatten die Ukrainer die russischen Invasionstruppen an den meisten Frontabschnitten in die Defensive gedrängt. Die Befreiung grosser Gebiete im Nordosten und im Süden des Landes sowie Krisenzeichen in der russischen Armee liessen es als möglich erscheinen, 2023 zum grossen Gegenschlag auszuholen. — Auch die westliche Militärhilfe erreichte neue Dimensionen: Im Januar rangen sich Deutschland, die USA und weitere Nato-Staaten dazu durch, den Ukrainern erstmals westliche Kampf- und Schützenpanzer zu liefern. Neu aufgebaute ukrainische Kampfbrigaden sollten mithilfe westlicher Waffen befähigt werden, einen militärischen Durchbruch zu erzielen. Ein erfolgreicher Vorstoss nach Süden in Richtung Asowsches Meer und Krim zwänge das Putin-Regime, über ein Ende des Krieges zu verhandeln – so sah das Kalkül aus. — Die Winterkälte bringt für die Soldaten in der Ukraine erhöhte Strapazen mit sich – das Bild zeigt proukrainische Freiwillige bei einer Übung.

 
 

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