27.11.2023 – News – NZZ – Silke Wichert — – Details
Jil Sander
Die deutsche Designerin wurde stets «Queen of less» genannt. Doch sie ist mehr als das. — Hand aufs Herz: Wer zeigt bei Facebook, Instagram oder Linkedin ein wirklich aktuelles Foto von sich? Werden da nicht doch gern die zwei schmeichelhaften Bilder genommen, die irgendwann vor fünf bis, ähm, zehn Jahren mal gemacht wurden und halt wirklich nicht mehr besser werden? — Stärke und Sinnlichkeit — Von Jil Sander wurde schon zum 60. Geburtstag mehrheitlich ein Foto gedruckt, das zu diesem Zeitpunkt bereits zwanzig Jahre alt war. Zum 70. wiederholte sich das gleiche Spiel und zum 80. an diesem Montag – na, was wohl? Es waren nämlich immer nur eine Handvoll offizielle Porträts von der legendären Designerin im Umlauf. — Etwa jenes an ihrem weissen Schreibtisch in Hamburg, natürlich die zwei Schwarz-Weiss-Aufnahmen von Peter Lindbergh. Sie zeigten eine starke, selbstbewusste und doch sinnliche Frau. Sie waren alle zum Niederknien schön und repräsentierten perfekt das Image der Marke Jil Sander. Danach wurden entweder keine weiteren Fotos mehr in Auftrag gegeben oder keines genügte ihren berüchtigt hohen Ansprüchen. — Jil Sander mit Schaufensterpuppe vor ihrem Geschäft in Hamburg, 1968.
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