Randy Newman / Kleine Leute, großes Missverständnis

24.11.2023NewsSüddeutsche ZeitungMartin Zips —   –  Details

Randy Newman

Kaum jemand beherrscht den bösen Humor in der Pop-Musik besser als Randy Newman, der 80 Jahre alt wird. Das Massenpublikum freilich assoziiert seinen Namen mit etwas ganz anderem.

 

— Humor in der Pop-Musik – das ist ein schwieriges Thema. Das Publikum überlässt den Spaß am liebsten irgendwelchen Komikern («Wurstfachverkäuferin» von Helge Schneider), Liedermachern («Tauben vergiften» von Georg Kreisler) oder Ballermännern (irgendwas mit «Friseusen» von Mickie Krause). Was aber ist mit dem klugen, dem hintergründigen Humor in diesem Bereich? — Ein Meister dieses Fachs ist seit Jahrzehnten US-Singer-Songwriter Randy Newman, der am 28. November 80 Jahre alt wird, wozu man ihn hier sehr beglückwünschen möchte. Vor keinem Thema schreckte er je zurück: Mal ließ er «The Great Nations of Europe» zu fröhlicher Marschmusik aufmarschieren, um anschließend deren blutige Kolonialgeschichte in vier Strophen in Grund und Boden zu rammen. Dann machte er sich über den Rassismus der sogenannten «Rednecks» aus den US-Südstaaten her, lobte das Äußere von Wladimir Putin («Wenn er sein Hemd auszieht, möchte ich eine Dame sein») oder ließ in Obamas Amtszeit sein lyrisches Ich behaupten: «Ich träume von einem weißen Präsidenten. So einen wie die, die wir immer hatten.» Das ist natürlich alles ironisch gemeint, wird allerdings gerade heute kaum noch verstanden. Wenn überhaupt, so ist Newmans Name dem Massenpublikum durch simple Songs wie «You›ve Got a Friend in Me» aus «Toy Story» bekannt oder durch andere gefällige, mitunter oscargekürte Soundtracks vor allem im Trickfilmbereich («Monster AG», «Küss den Frosch», «James und der Riesenpfirsich»). Und ja, das wurde ihm, dessen Vater bei Benny Goodman Klarinette spielte und der drei Onkel hatte, die Filmkomponisten waren, in die Wiege gelegt: Newmans Onkel Alfred komponierte gar die «20th Century Fox Fanfare» — Heute füllt er große Hallen, aber das war auch schon mal anders: Randy Newman bei der Oscar-Verleihung 2020 im Dolby Theatre in Hollywood.

 
 

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