19.11.2023 – Matinee – Ö1 – Karin Linortner — – Details
Isabelle Faust
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Maxim Emelyanychev. Isabelle Faust, Violine. Fanny Hensel: Ouvertüre C-Dur; Johannes Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77; Nicola Matteis: Passaggio rotto & Fantasia, aus: Ayres for the Violin (Zugabe) (aufgenommen am 20. Oktober 2023 im Herkules-Saal der Münchner Residenz) — Regelmäßig bittet das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Expertinnen und Experten der Alten Musik ans Pult, um den großen Werken des klassisch-romantischen Orchesterrepertoires aus anderer Perspektive neu zu begegnen. Am 20. Oktober war der Leiter des Originalklang-Ensembles «Il Pomo d›Oro» Maxim Emelyanychev erstmals zu Gast in der Münchner Residenz. Sein «von Feuer durchglühtes» (Süddeutsche Zeitung) Debüt bei dem Bayerischen Traditionsorchester gab der 35jährige russische Dirigent mit drei Werken der deutschen Romantik. — Festlich und schwungvoll geht es los: «Einfach gute Musik» – so Emelyanychev – schuf Fanny Hensel mit ihrem einzigen reinen Orchesterwerk, der 1832 für die Sonntagsmusiken in ihrem Salon entstandenen Ouvertüre in C-Dur. Anschließend folgt das knapp fünfzig Jahre danach fertiggestellte einzige Violinkonzert von Johannes Brahms. Der dichte symphonische Stil und die hohen Anforderungen brachten ihm zunächst den Ruf der Unspielbarkeit ein. Von dem Verdacht «nicht für, sondern gegen die Violine» (Hans von Bülow) geschrieben zu sein, ist das längst in den Konzertkanon aufgenommene Werk mittlerweile freigesprochen – umso mehr, wenn an der Solovioline eine Musikerin vom Format der deutschen Geigerin Isabelle Faust am Werk ist. Auch Robert Schumanns «Vierte» traf mit ihrem ungewöhnlichen Formkonzept zunächst auf Unverständnis. «Wahrhaftig meine nächste Sinfonie soll Clara heißen» verkündete der frischgebackene Ehemann im Vorfeld, und vollendete die Erstfassung denn auch just am 22. Geburtstag seiner Frau. In dieser Form fiel sie bei Presse und Publikum durch, über zehn Jahre und umfassende Umarbeitungen später konnte sie schließlich in der Letztfassung von 1853 ihren verspäteten Erfolg feiern. — (Sarah Schulmeister)
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