24.10.2023 – Nachtstudio – Bayern 2 – Christian Schüle — – Details
Altes Radio
Christians Schüles Radio-Essay über das Hören ist eine Hommage an die Stimme, eine Annäherung an den Wert des Wortes und ein Plädoyer für das gute Sprechen in einer unerhörten Zeit. Als Bonus gibt es den kompletten Text von Stefan Fischer (SZ) zur Sendung.
100 Jahre wird das Radio in Deutschland alt – hat es sich deswegen überlebt? Nein, sagt Christian Schüle: ein unverbesserlicher Optimist, ein Boomer, der immer noch an alten Medien hängt? Seine Diagnose der Gegenwart fällt hart aus: Verlust und Verluste. Schlachtfelder, Kampfzonen sieht er allerorten. Draußen Krieg, drinnen Kampf. Der Mensch: isoliert, ratlos, auf der Suche nach einer Stimme. Die Gesellschaft: fragmentiert, zerfasert. Die einen radikalisieren sich, die anderen resignieren. Die einen schotten sich ab, die anderen begehren auf. Eine versöhnende Erzählung scheint nicht in Sicht, das Vertrauen der Menschen sinkt rapide.
Der Philosoph und Autor Schüle aber hat einen Traum. Er lautet: Wir hören. Wir hören zu. Wir hören hin, nicht weg. In seinem Traum hat der Hörfunk von allen Medien das größte Potential, das Projekt Aufklärung in eine vielstimmige Zukunft zu übersetzen. Der Hörfunk vereint alle Stimmlagen, Spielarten und Formen. Er öffnet Räume und bestellt Felder. Er ist flexibler und Genre-reicher als Magazin, Zeitung, Fernsehen und Social-Media-Plattformen es sein können. Er ermöglicht Ambivalenz und bietet Geborgenheit, ist distanziert und nahbar zugleich.
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