26.10.2023 – Storytelling-Tocotronic – radioeins – Stefanie Groth — – Details
Tocotronic
Es ist 1996. And the winner is: TOCOTRONIC! In der Kategorie «Jung, deutsch und auf dem Weg nach oben» bekommt die Band den COMET überreicht – einen Nachwuchspreis des Musikfernsehsenders VIVA. Und Tocotronic? Fühlen sich nicht so jung. Wollen keinen Preis dafür haben, dass sie deutsch sind. Und auf dem Weg nach oben? Naja, schauen wir mal. Was ist passiert? Wo fing das an? In Hamburg, natürlich. Tocotronic schaffen es, mit Lofi-Sound, deutschen Texten, Cordhosen und Trainingsjacken aus ihrem Proberaum auf die Titelseiten der Musikmagazine. Das verstehen nicht alle – von Anfang an scheiden sich die Geister an Tocotronic. Die Band schafft es trotzdem auf die VIVA-Bühne! Und da zeigt sie gleich zu Beginn ihrer Bandgeschichte Haltung. Wo fing das an, was ist passiert, was hat die bloß so inspiriert?
Erfolg, Freundschaft, Angst, Wut, Rebellion, Liebe – die poetischen Texte der Rock-Band Tocotronic geben vielen Menschen Halt, können aber auch als politische Faustschläge verstanden werden. — Hamburg, 1993: Drei schlaksige Typen mit gescheitelten Haaren, in Cordhosen und Trainingsjacken werden beste Freunde und schaffen sich in ihrem Proberaum den Safe Space ihres Lebens. Hier können sie ungestört anders sein. Und sie klingen anders: Unmittelbar, nach Lärm und Leben. Sie treffen nicht immer die Töne, aber sie treffen einen Nerv. Mit Tocotronic bekommen deutsche Texte eine neue Dimension. «Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein», «Aber hier leben? Nein, Danke», «Im Zweifel für den Zweifel», «Keine Angst für niemand» – ihre Songs werden zu oft zitierten Slogans. — In den vergangenen 30 Jahren sind auf ihren Studioalben die großen persönlichen und gesellschaftlichen Themen zu Sound geworden. Der neunteilige ARD-Podcast «This Band is Tocotronic» (rbb/ARD Kultur/NDR Kultur) erzählt an der Schnittstelle von Musik, Popkultur und Zeitgeschehen die Geschichte von Tocotronic und ist zugleich dem Versprechen von Popmusik auf der Spur. Die ersten beiden Folgen gibt es ab 26. Oktober 2023 in der ARD Audiothek und auf ardkultur.de zu hören. — Journalistin Stefanie Groth begegnet den vier Bandmitgliedern Arne Zank, Dirk von Lowtzow, Jan Müller und Rick McPhail in nahbaren, tiefgehenden Interviews. Sie geht ins Archiv, ins Studio, vor, hinter und auf die Bühne. Sie ist dabei, wenn Songs für das nächste Tocotronic-Album entstehen. Und sie trifft Begleiter*innen und Kritiker*innen aus den vergangenen Jahrzehnten: darunter Fettes Brot, Thees Uhlmann, Bernadette La Hengst, Kersty Grether und Beatsteaks-Sänger Arnim Teutoburg-Weiß. — Host Stefanie Groth fragt: Wie hat sich die Band bis heute auf dem schmalen Grat zwischen Mitmachen und Abgrenzen bewegt? Wie schafft sie es, angekommen im Musikbusiness, gleichzeitig für ihre Ideale ein- und aufzustehen? Gegen Nationalismus und für eine offene Gesellschaft. — Der Podcast feiert auch die Musik von Tocotronic, die in allen Lautstärken und Stimmungen den neun Episoden einen unverkennbaren Sound gibt. Szenisch und dynamisch führen die Erzählungen der Band an die Orte des Geschehens: Studios, Bühnen, Proberäume, Hamburger Ecken, Berliner Underground und Lieblingsorte irgendwo im nirgendwo. Ein Podcast, der zeigt, dass eine Band mehr als ihre Musik sein kann und Popkultur von Bewegung, Reibung, Widerständen, Hoffnungen und Utopien lebt.
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