03.11.2023 – Jazztime: Bühne frei im Studio 2 – BR-Klassik – Beate Sampson — – Details
Claus Raible
Mit Claus Raible (Piano), Giorgos Antoniou (Bass) und Xaver Hellmeier (Schlagzeug) — Aufnahme vom 25. Oktober 2023 im Studio 2 des Münchner Funkhauses
Radiosendungen waren es, über die Claus Raible als Kind auf den Jazz gestoßen und ihm sofort erlegen ist. Duke Ellington, Count Basie, Earl Hines und Art Tatum wurden die Stars seiner abendlichen «Listening-Sessions» – Stride Piano und Blues zum Sound seiner Kindheit. Mit elf Jahren begann der 1967 geborene Musiker Trompete zu spielen und mit vierzehn Klavier. Zwei Jahre später wurde eine Aufnahme des Tadd Dameron Orchestras mit Trompeter Fats Navarro zur Initialzündung für seine seither andauernde Bebop-Leidenschaft. Bud Powell und Thelonious Monk faszinieren ihn nachhaltig. Nach einem Jazzstudium an der Kunstuniversität in Graz ging der Münchner 1992 nach New York, wo er sein erstes eigenes Sextett gründete und die legendären Meisterklassen des Pianisten Barry Harris besuchte. — Claus Raible schmiedete musikalische Allianzen mit afroamerikanischen Jazzgrößen, die Mitgestalter und Zeitzeugen der Ära waren, der er künstlerisch zutiefst verbunden ist: Jimmy Cobb, Charles Davis, Ed Thigpen und Benny Golson. Nicht nur sein Spiel, sondern auch seine Erscheinung: im Nadelstreifenanzug, mit Pomade im Haar und feinem Oberlippenbart, rücken den Münchner Pianisten in die Nähe der New Yorker 52nd Street, in deren Clubs seine Idole auftraten. Ob als Leiter großer Formationen, mit denen er seinen historischen Vorbildern Tribut zollt, im Duo mit der Sängerin Anna Lauvergnac oder mit seinem Trio ist er dabei absolut authentisch und beschert seinem Publikum Konzertabende, bei denen zwar in vollen Zügen Schwung und Schwingung einer vergangenen Epoche beschworen werden, es aber keinen Moment museal zugeht. Vital und up to date klingen die Lockrufe aus der Jazzgeschichte, wenn er sie nonchalant, aber immer das gestalterische Feuer auf hoher Flamme haltend, darbietet. Auf seinem aktuellen, zehnten Album namens «Fugitive Figures» tut er das zum ersten Mal ausschließlich mit eigenen Kompositionen, in denen seine tiefe Kenntnis der Jazztradition und die daraus entwickelte, eigene musikalische Persönlichkeit eine hochspannende und faszinierende Verbindung eingehen. —
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