20.10.2023 – News – Süddeutsche Zeitung – Tobias Lehmkuhl — – Details
Louis Armstrong
Er war kein politischer Botschafter, aber seine Musik war politisch: Das Potsdamer «Minsk» widmet sich beziehungsreich Louis Armstrongs Tournee durch die DDR im Jahr 1965. — «Weltstadtvarieté» steht in goldenen Lettern auf rotem Grund, und für die drei Abende im März 1965, als Louis Armstrong mit seiner Band im Ost-Berliner Friedrichstadtpalast auftrat, traf das sicherlich zu. Das Haus, ja die ganze DDR-Tournee, die Armstrong auch nach Erfurt, Halle und Leipzig führte, war innerhalb von Stunden ausverkauft. Die Zeitungen berichteten euphorisch über den ersten schwarzen Jazz-Musiker, der die eingemauerte Stadt besuchte. Im Friedrichstadtpalast sammelte man fleißig alle Artikel und klebte sie in das rote Büchlein mit den goldenen Lettern, das Armstrong am Ende seiner Reise als Dankeschön überreicht wurde. — Schon bei seiner Ankunft am Flughafen Schönefeld hatte es eine Pressekonferenz gegeben, bei der Armstrong immer wieder danach gefragt wurde, was es für ihn bedeute, auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs aufzutreten. Un er müd lich rauchend, vermied er jeden politischen Kommentar und betonte ein ums andere Mal, dass es ihm allein darum gehe, die Musik zum Publikum zu bringen. — Louis Armstrong in der Messehalle Leipzig, März 1965
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