Schriftsteller Martin Walser gestorben / ‹Jahrhundertautor›

28.07.2023NewsTagesschauN.N. —   –  Details

Martin Walser

Der Erzähler und Dramatiker Martin Walser ist tot. Er starb in der Nacht im Alter von 96 Jahren. Walser galt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur.Der Schriftsteller Martin Walser ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das teilte der Rowohlt Verlag am Abend mit. Zuvor hatten der SWR und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» unter Berufung auf das Umfeld der Familie berichtet.Walser hinterlässt ein umfangreiches, aber auch umstrittenes Werk. Bis ins hohe Alter schrieb er Romane, Novellen und Geschichtensammlungen, Theaterstücke, Hörspiele und Übersetzungen sowie Aufsätze, Reden und Vorlesungen. Noch im Alter von 95 Jahren veröffentlichte er das «Traumbuch», ein Jahr zuvor den Gedichtband «Sprachlaub».Oft wurde er als «Jahrhundertautor» und unerschütterlicher Analytiker der bundesrepublikanischen Gesellschaft bezeichnet, der die Figuren seiner Geschichten immer am Rand des Scheiterns mit dem Leben ringen ließ. Seit 1955 veröffentlichte er rund 70 Erzählungen und Romane.

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Bundespräsident: «Wir werden ihn nicht vergessen»Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Walser als großartigen Menschen und Schriftsteller von Weltrang. «Sein Werk umspannt mehr als sechs Jahrzehnte, und er hat die deutsche Literatur in dieser Zeit entscheidend geprägt», so Steinmeier in einem am Abend veröffentlichten Kondolenzschreiben an die Witwe des Autors.»Wenn man in der deutschen Nachkriegsliteratur ein Beispiel nennen sollte für historisch bewusste, engagierte Dichtung, wer anders würde einem zuerst einfallen als Martin Walser?», so der Bundespräsident. Mit seinen Büchern und Essays habe Walser vielen Menschen die Augen geöffnet, «vor allem über das Land, in dem sie leben, und über die Zeit, in der sie leben». Sein vielfach ausgezeichnetes Werk sei ein beeindruckender Spiegel Deutschlands «und bleibt Teil seines literarischen Erbes», betonte Steinmeier. «Wir alle trauern um Martin Walser. Wir werden ihn nicht vergessen.»

 
 

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