22.07.2023 – News – Stern Online – Ellen Ivits — – Details
Igor Girkin
Jahre lang mordete Igor Girkin im Auftrag Wladimir Putins. Er war derjenige, der den Krieg in die Ukraine trug. Doch der Held war schnell verbrannt. Nun will das Regime ihm ein Ende machen. — «Ich muss bedauern, dass Putin keine Frau ist. Eine nicht allzu kluge Frau mit einem schwachen Charakter könnte wenigstens talentierte Liebhaber haben. Dies wäre natürlich Glücksache, aber es bestünde zumindest eine Chance. Kabajewa hat es leider nicht gebracht.» — Diese Worte textete Igor Girkin am 19. Juli auf seinem Telegram-Kanal. In seinem Ausfall gegen den russischen Staatschef und seine versteckte First Lady wurde er noch deutlicher: — «23 Jahre lang befand sich an der Spitze des Landes ein Nichts, dem es gelang, einem bedeutenden Teil der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen. […] Weitere sechs Jahre unter der Herrschaft dieser feigen Mittelmäßigkeit wird das Land nicht überleben», lautete sein Verdikt. — Zwei Tage später war Girkin festgenommen. Ihm wird Extremismus zu Lasten gelegt. Beamte des Ermittlungskomitees hätten ihn abgeführt, meldete seine Frau Miroslawa Reginskaja am Freitag. Noch am Nachmittag wurde er in Moskau dem Haftrichter vorgeführt.
Igor Girkin mordete 15 Jahre lang für Wladimir Putin — Mit Girkin lässt Putin einen Mann verhaften, der ihm einst treu gedient hat. Auch wenn man dies angesichts der letzten Statements kaum vermuten dürfte, war Girkin 15 Jahre lang der mordende Handlanger Putins. Bereits im zweiten Tschetschenienkrieg hat er eigenen Angaben zufolge blutige Säuberungsaktionen durchgeführt – unter dem Oberbefehl Putins, der am 1. Oktober 1999 der russischen Armee den Befehl erteilte, die Grenze zum tschetschenischen Landesteil zu überschreiten. — Girkin war auch derjenige, der den Krieg in die Ukraine trug. Im Sommer 2014 führte im Donbass kein Weg an dem FSB-Offizier vorbei: Unter dem Pseudonym Igor Strelkow (abgeleitet vom russischen Wort für Schütze) leitete er die vermeintlichen prorussischen Separatisten im Kampf gegen die ukrainische Armee an, koordinierte als «Verteidigungsminister» der selbstproklamierten Volksrepublik Donezk die Einnahme von Skawjansk und wurde in Russland als Kriegsheld gefeiert. Der Mann mit dem Bürstenschnurrbart war lange das Gesicht der Separatisten – im Auftrag Putins. — Im Sommer 2014 hatte sich Girkin gewissermaßen zum Nationalhelden entwickelt. Er selbst behauptete, zum größten Teil eine unabhängige Figur gewesen zu sein – für den Kreml vielleicht sogar zu unabhängig. Und zu beliebt. In Moskau hingen Plakate, auf denen er für Neurussland warb. Er war derjenige, der an der Front das russische Volk gegen die «ukrainischen Faschisten» verteidigte, während Putin für die Abendnachrichten Leopardenbabys streichelte.
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