Soundtrack einer Subkultur / Saxofonist Ernst-Ludwig Petrowsky

22.12.2013NewsSpiegel OnlineHans Hielscher —   –  Details

Ernst-Ludwig Petrowsky

Free Jazz aus der DDR galt als innovativ. Er wurde geduldet, weil er ohne Texte auskommt, also keine Gefahr fürs System war. Mit seiner CD «Ein Résumé» zieht der DDR-Jazzmusiker Ernst-Ludwig Petrowsky eine Lebensbilanz. — Auf dem Weg zur Bühne muss sich der Mann auf einen Stock stützen; doch der Eindruck von Gebrechlichkeit verschwindet schlagartig, sobald er sich auf den Hocker gesetzt hat, die ersten Töne aus seinem Altsaxophon presst und ein kraftvoller Sound den Saal erfüllt. Ernst-Ludwig, genannt «Luten», Petrowsky ist am 10. Dezember 80 Jahre alt geworden. An seinem Geburtstag gastiert er in Rostock, am Abend danach in Hamburg. Das Publikum feiert den Musiker, der neben seinem Hauptinstrument auch Flöte und Klarinette spielt und die Leute mit charmant spröden Ansagen unterhält. — Petrowsky reist derzeit auf Abschiedstournee mit Conny Bauer (Posaune), Ulrich Gumpert (Piano) und «Baby» Sommer (Schlagzeug). Die vier bilden das Zentralquartett, eine Band aus Ostdeutschland, die Jazzgeschichte geschrieben hat. Denn neben der «Grenzsicherung und dem Eiskunstlauf», spottet der aus Brandenburg stammende «Zeit»-Redakteur Christoph Dieckmann, war es ausgerechnet der Jazz, in dem die DDR «Weltniveau erreichte».

 
 

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