Das ist definitiv ein Krieg / Selenskyj streitet mit bulgarischem Präsidenten vor laufender Kamera

06.07.2023NewsBerliner Zeitungdpa —   –  Details

Radew begrüßt Selenskyj

In Bulgarien traf sich Wolodymyr Selenskyj mit dem als prorussisch geltenden Staatschef Rumen Radew. Es kam zu einem öffentlichen, verbalen Schlagabtausch. — Bei einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Bulgarien hat die neue prowestliche Regierung in Sofia der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Unterstützung zugesagt. Selenskyj traf sich zudem mit dem als prorussisch geltenden Präsidenten Rumen Radew. Dieser lehnte es in einem live im TV übertragenen, konfliktgeladenen Gespräch mit Selenskyj ab, dass Rüstungsgüter und Munition an die Ukraine gehen sollen. Er begründete dies damit, dass die Vorräte der eigenen Streitkräfte nicht verringert werden sollten.

 

— Radew bezeichnete die russische Invasion in der Ukraine wiederholt mit dem Wort «Konflikt». «Ich bleibe dabei, dass es für diesen Konflikt keine militärische Lösung gibt und dass mehr und mehr Waffen ihn nicht lösen werden», sagte der bulgarische Präsident. — «Dies ist definitiv ein Krieg», antwortete Selenskyj. Auf Radews Kritik an der mangelnden Diplomatie erwiderte der ukrainische Präsident: «Welche Diplomatie sollten wir noch anwenden?» Er fügte hinzu, dass Russland unter anderem über die Energiepreise und die Kontrolle über das Kernkraftwerk Saporischschja versuche, die Welt zu erpressen. Und weiter sagte er: «Gott bewahre, dass eine Tragödie passiert und Sie an meiner Stelle sind, und wenn andere Ihnen nicht helfen, was werden Sie dann tun? Sie werden sagen: ‹Putin, bitte nimm die bulgarischen Gebiete?‹»

(…)

«Bulgarien, danke für die Unterstützung unseres Volkes», sagte Selenskyj laut der bulgarischen Übersetzung einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die liberal-konservative Regierung unter Denkow, die erst seit einem Monat in dem EU- und Nato-Land im Amt ist, hatte bereits im Juni ein neues militärisches Hilfspaket für die Ukraine gebilligt. Bulgarien hat seit Kriegsbeginn zudem Zehntausende ukrainische Kriegsflüchtlinge aufgenommen.

 
 

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