Ex-Botschafter erklärt im ARD-Talk Putins Doppel-Spiel mit Prigoschin

27.06.2023NewsFocus OnlineTV / Maischberger —   –  Details

Rüdiger von Fritsch

Am Dienstagabend diskutierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen über den jüngsten Putschversuch von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Im Studio saßen unter anderem der deutsche Ex-Russland-Botschafter Rüdiger von Fritsch und CNN-Korrespondent Frederik Pleitgen.

 

— Die beiden Gäste erklärten das Doppel-Spiel, welches Putin mit Prigoschin treibt und was das für den Söldner-Chef bedeutet. Denn nach dem Aufstand sprach der russische Diktator von Straffreiheit für die Söldner und ihren Chef. In seiner letzten Rede nannte er sie wiederum Verräter. Der Diplomat von Fritsch sagte: «Also, wie manche gesagt haben, Herr Prigoschin sollte in Belarus in kein Haus ziehen, das im dritten Stock eine Wohnung hat, mit einem Balkon – da sollte er vielleicht nicht reingehen».

 

— «Da hat man eigentlich keine Sicherheit mehr» — «Also ich würde mir auch meines Lebens nicht mehr sicher sein. Ich würde keinen Tee mehr trinken und nicht irgendwie auf den Balkon gehen. Klar, sobald er sein Imperium jetzt nicht mehr hat, in der Form und vor allem auch in der Sicherheit von Lukaschenko abhängig ist, da hat man eigentlich keine Sicherheit mehr», ergänzte der CNN-Journalist Pleitgen.

 

— Putins Sicherheitsgarantien bedeuteten wenig, erklärte von Fritsch weiter. Maischberger ergänzt, dass die Warnung vor Balkonen kein Scherz sei: «Das klingt wie ein Witz, ist aber Realität in Russland». Denn schon in der Vergangenheit seien Putin-Kritiker «bei einem Sturz aus dem Fenster» gestorben.

 

— «Eine Mischung aus Drohung und Bestechung» — «Und das ist eine Situation, für Putin nicht untypisch, dass er völlige Unklarheit lässt, dass er Prigoschin im Unklaren lässt. Er wird ihn ja aus dem Spiel genommen haben, vermute ich, am Samstag, mit einer Mischung aus Drohung und Bestechung. Er hat ihm gedroht, er hat natürlich etwas gegen ihn in der Hand. Und er hat ihn bestochen, nach dem Motto, du kannst deine Geschäfte schon weiterführen, wenn du im Übrigen brav bist – denn er muss seine Troll-Fabrik weiterführen, seine Mission in Afrika und anderes mehr», so von Fritsch. Maischberger entgegnet darauf: «Es ist so absurd.» — — Prigoschin soll auch im Schleuser-Geschäft tätig sein — Der Ex-Botschafter erklärte, wie wichtig Prigoschin für den Kreml-Diktator ist. So sei die Söldner-Armee nicht nur für die größten Gelände-Gewinne in der Ukraine verantwortlich. Die Gruppe Wagner betreibe zudem sogenannte Troll-Fabriken, die das Internet mit Propaganda und Falschmeldungen fluteten. Weiter seien die Söldner im Gold-, Öl- und Diamanten-Geschäft in Afrika aktiv und vermutlich auch im Schleuser-Geschäft. Damit seien Prigoschins Leute auch für die vielen Migranten verantwortlich, die versuchen über das Mittelmeer Europa zu erreichen.

 
 

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