18.06.2023 – News – ntv – N.N. — – Details
Betr. Gefangenenaustausch
Bei ihrer Gegenoffensive nehmen ukrainische Truppen viele russische Soldaten fest. In einem Bericht bestätigen diese Gerüchte über russische Sperrtrupps und andere unmenschliche Praktiken der russischen Militärführung. Einen Gefangenenaustausch wollen sie vermeiden – aus Angst vor ihren Landsleuten.
— Zwei Tage lang war alles ruhig, dann begann plötzlich der Angriff bei Welyka Nowosilka – einer kleinen Stadt, die knapp 100 Kilometer südwestlich von Donezk in der Ostukraine liegt. «Es war chaotisch», erzählt Anatoli. «Überall wurde geschossen, jeder ist losgerannt. Ich habe versucht, im Feld vor uns den Feind zu finden, konnte aber niemanden erkennen. Ein paar Minuten später haben Ukrainer unsere Position gestürmt und Granaten in unseren Graben geworfen. Ich bin aufgestanden und habe ›Ich gebe auf! Ich gebe auf!› gerufen.» — Fünf andere Männer in dem Graben sind zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Unter ihnen auch sein guter Freund Georgi, wie Anatoli ausführt. Er hat für die russische Armee in der Ukraine gekämpft und wurde vor wenigen Tagen von ukrainischen Einheiten festgenommen. Im «Wall Street Journal» berichten er und andere Kriegsgefangene von ihren Erlebnissen. Journalisten der US-Zeitung haben sie in einem temporären Kriegsgefangenenlager in der ukrainischen Stadt Kramatorsk unweit der Front besucht. Die Reporter sprechen von einem beständigen Strom neuer Gefangener, die dort täglich ankommen.
Es ist niemand gekommen — Auch das Leben des wehrpflichtigen Dmitri aus dem Fernen Osten Russlands scheint seinen Befehlshabern nicht sehr viel bedeutet zu haben. Seine Einheit, die südlich von Welyka Nowosilka stationiert war, beschreibt er als schlecht ausgebildet und ausgerüstet. Er habe nur ein kurzes Waffen- und Erste-Hilfe-Training erhalten, bevor er an die Front geschickt geworden sei. Dort angekommen, hätten Mannschaften für Panzer und anderes schweres Gerät gefehlt. Und auch seine Ablösung: «Wir haben irgendwann in unseren Unterlagen festgestellt, dass wir schon vor einem Monat abgelöst werden sollten. Aber es ist niemand gekommen.» — — Die meisten der russischen Kriegsgefangenen sollen nicht lange in der Ukraine bleiben. Das ukrainische Militär will sie zeitnah gegen eigene Truppen, die sich in russischer Gefangenschaft befinden, austauschen. Das wollen Kämpfer wie Dmitri verhindern, wenn sie können: Sie fürchten, dass russische Sicherheitskräfte wie der Inlandsgeheimdienst FSB sie bestrafen oder umbringen könnten, wenn sie lebend aus der Ukraine zurückkommen.
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