Down by the Riverside – Als der Jazz die britische Arbeiterklasse mitriss 2/2)

21.06.2023Round MidnightNDR KulturRalf Dorschel —   –  Details

Chris Barber

Im Juli 1948 kam es zu einem denkwürdigen Konzert vor Londons Leicester Square Club: Die BBC hielt es für eine taugliche Idee, beide großen britischen Jazzlager zusammenzubringen – die Traditionalisten und die Modernisten. Humphrey Lyttelton gewann den Abend – und zwar vor allem deshalb, weil seine handfesten Fans die Bebop-Musiker niederbrüllten und anboten, ihnen mit starker Hand den Weg von der Bühne zu weisen. Denn den Jazz nahmen diese jungen Männer persönlich – und nichts lag ihnen dabei ferner als jene neumodische Verrücktheit des Bebop.

 

— Erfolgsformel: Bass, Banjo und Bier — Das Königreich stand damals ganz im Zeichen des Trad Jazz – und zwar klassenübergreifend: «There will be no bop and no progressive music» – kein Bop, nichts Progressives, das war 1950 die klare Ansage von John Foreham – und der war zu jener Zeit für den Jazz bei der BBC verantwortlich. Und hatte aus der misslichen Lage beim Kompromiss-Konzert in London gelernt. Tausende von jungen Leuten versuchten in den Nachkriegsjahren, mit Trad Jazz ein Auskommen zu finden. Bass, Banjo und Bier hieß die Erfolgsformel, «Muskrat Ramble» und der «Dippermouth Blues» standen in voller Blüte und die Saints marschierten noch in entlegensten britischen Landgemeinden in den Pub.

 

— Jazz als Widerstandsmusik der Working Class — Jazz wurde zu einem Massenphänomen vornehmlich der Working Class. Und «Down By The Riverside» meinte dabei dann den River Crane, faktisch einen dreckigen Industriekanal in Cranford – Heimat der Crane River Jazz Band, einer der Keimzellen des britischen Trad Jazz. Bei dem sich viel drehte um die drei «B», um Chris Barber, Acker Bilk und Kenny Ball.

 
 

SK-