Dem Rhythmus verfallen – Grace Jones (1) – Disco – Divas – Drag

05.06.2023RadiokollegÖ1Barbara Matzner-Volfing, Stefan Niederwieser —   –  Details

Grace Jones

Grace Jones ist eine Ikone der Popkultur des 20. Jahrhunderts. Ihre stilistische Fusion aus Disco, New Wave, Reggae und elektronischen Klängen eröffnete einen noch unbekannten Sound. Mit ihrer Musik und Performancekunst hat die gebürtige Jamaikanerin wegweisende Impulse für nachfolgende Künstler-Generationen gegeben. — Grace Beverly Jones rebelliert ihr Leben lang. Sie würde nach ihrer Mutter kommen, eine geborene Williams, man kann sie nicht retten, singt Grace Jones 2008 im autobiografischen Song «Williams Blood». Sie wurde sechzig Jahre zuvor, 1948, auf Jamaika in der Nähe der Hauptstadt geboren, wo sie als eines von sechs Kindern streng religiöser Eltern und viele Jahre bei ihrem gewalttätigen Stief-Großvater aufwuchs, von dem sie, – wie sie viel später bemerkte, – den alles überwachenden Blick lernt. Sehr jung wurde sie bereits ein internationales Supermodel und ihre ikonische Persona zeichnete sich bereits deutlich ab, als sie mit drei Disco-Alben den Grundstein einer fast kultischen Verehrung legte – dazu gehörten etwa ihr queer androgynes Aussehen, ihr einnehmender Blick oder ihr unterkühlter Gesangsstil. Sie umgab sich mit Stars, Divas und Künstlern in New Yorks boomender Disco-Szene, nahm an Pride-Paraden teil – sie finden seit den Stonewall Riots jährlich statt – und sang «I Need A Man», «Pride» oder «On Your Knees». — In Deutschland wurde ein Coverbild von Grace Jones 1978 zum Anlass, das Verhältnis von sexueller Revolution und Frauenbewegung im Wortsinn neu zu verhandeln. Mit der Anwältin der Zeitschrift Emma klagten neun weitere Frauen gegen die, wie sie sagen, beleidigende Darstellung: nackt, in der Hand ein phallisches Mikrofon und um die Fesseln schwere Ketten. Als Disco im Jahr 1979 regelrecht implodierte, erfindet sie sich neu.

 
 

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