From Another Planet – Der Bandleader und Pianist Sun Ra

30.05.2023Round MidnightNDR KulturMarianne Therstappen —   –  Details

Sun Ra

Sun Ra! Im Geiste sieht man den ägyptischen Sonnengott Ra mit der Sonne über dem gefiederten Kopf und wird gleich in den Mythos hineingezogen, den der Bandleader, Komponist, Pianist, Poet und Sänger Sun Ra um sich gebildet hatte. Schon sein Geburtsdatum blieb lange rätselhaft. — Als Herman Poole Blount wurde er am 22. Mai 1914 in Birmingham, Alabama, geboren. Bereits als Kind bewies er sein Talent am Klavier. Er las viel, auch über Esoterik. Früh begegnete er Duke Ellington und Fletcher Henderson. Sein Musik-Studium brach er Ende der 1930er ab, behauptete, er stamme von einem anderen Planeten. Mitte der 1940er ging er nach Chicago. Fletcher Henderson holte ihn als Pianisten und Arrangeur in seine Band. Wenig später musizierte er mit eigenen kleinen Gruppen und geriet in die politischen Bewegungen der Afro-Amerikaner. — Doch er interessierte sich auch für das alte Ägypten. In Chicago nannte er sich Anfang der 1950er Le Sony›r Ra – kurz: Sun Ra – und machte seine spirituelle Auffassung mit Kompositionen wie «Future», «Saturn» und «Planet Earth» auf seinem Label «Saturn Records» publik. Seitdem strahlt unüberseh- und unüberhörbar sein Stern am Jazz-Himmel zwischen «Astro-Black» und «Cosmo-Dark». Zu treuen Weggefährten zählten die Saxofonisten Pat Patrick, John Gilmore und Marshall Allen und die Sängerin June Tyson. — In seinem prunkvoll kostümierten «Sun Ra Arkestra» versammelte er viele Musiker um sich und «übte» mit ihnen fast ununterbrochen. Hunderte von Ton-Aufnahmen entstanden. Seine vom Blues, Swing und Bebop geprägte Musik war offen für Einflüsse von «Free Jazz» bis «Psychedelic Rock». Zudem experimentierte Sun Ra auf diversen elektronisch gesteuerten Keyboards. Auch nach Sun Ras Tod am 30. Mai 1993 begeistert das «Sun Ra Arkestra» immer noch – zuletzt 2022 in der Elbphilharmonie in Hamburg. Sun Ra bleibt allgegenwärtig.

 
 

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