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Schönheit und Exzess – zum Tod des großen Schauspielers Helmut Berger

02.05.2023NewsBerliner ZeitungHarry Nutt —   –  Details

Helmut Berger

In den Filmen Luchino Viscontis wurde er früh zur Legende. Berühmt aber wurde Helmut Berger als allzeit skandalbereiter Bohemien. Ein Nachruf. — Als Helmut Berger 2013 das voyeuristische Selbstdarstellungsformat «Ich bin ein Star – holt mich hier raus», besser bekannt als Dschungelcamp, nach nur zwei Tagen wieder verließ, sprach das Nachrichtenportal Spiegel Online von der «Chronik eines angekündigten Abstiegs». — Was für eine Verkennung. Zwar war unübersehbar, dass Helmut Berger körperlich angegriffen wirkte. Seine hinfällige Erscheinung aber verstand er mit dem Witz eines alternden Bohemien zu würzen, dem nichts wirklich peinlich sein kann. Selbstentblößung war für Berger seit jeher eine gehobene Form der Kunst. Die Überschreitung von Grenzen war sein Sujet, bürgerliche Normen waren für einen wie ihn da, geschleift zu werden. Im Dschungelcamp war Helmut Berger, wenn man genau hinsah, anrührend nahbar und unprätentiös. Das Schauspiel ewiger Jugendlichkeit und Schönheit war lediglich in eine andere Phase getreten. — Zwischen bürgerlicher Geltungssucht und Dekadenz — Allein schon eine unvollständige Zusammenstellung von Kolleginnen und Kollegen, mit denen Helmut Berger vor der Kamera gestanden hat, macht ihn zur Legende, ohne dass man bereits ein Wort über seine aufreizende Schönheit und Verführungskraft verloren hätte. Im Verlauf der Jahrzehnte arbeitete er zusammen mit Henry Fonda, Elizabeth Taylor, Charles Aznavour, Dirk Bogarde, Charlotte Rampling und vielen anderen. Berger war zuallererst ein Beau, aber in den Panoramen der Visconti-Welt repräsentierte er zugleich eine kraftvoll-intellektuelle Ausstrahlung, die umgehend dazu aufrief, das Gesehene als gesellschaftliches Drama zu deuten.

 
 

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