Krieg nicht auf falsche Weise beende / Henry Kissinger ist für Nato-Beitritt der Ukraine

18.05.2023NewsBerliner ZeitungMaximilian Beer —   –  Details

Henry Kissinger

Die aktuelle Haltung der Europäer sei «wahnsinnig gefährlich», sagt der frühere US-Außenminister. Er wagt eine Prognose für das Ende des russischen Krieges. — Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger hat sich für einen Nato-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. Der Zeitschrift The Economist sagte der 99-Jährige, dass die Haltung der Europäer, das Land wegen der Gefahr durch Russland nicht in der Nato haben zu wollen, es aber mit den modernsten Waffen auszurüsten, «wahnsinnig gefährlich» sei. «Wir sollten den Krieg nicht auf die falsche Weise beenden», sagte Kissinger. — Die Ukraine müsse nach dem russischen Angriffskrieg von Europa geschützt bleiben. Sie dürfe nicht zu einem einsamen Staat werden, der auf sich allein gestellt wäre. «Wir haben die Ukraine so aufgerüstet, dass sie das am besten bewaffnete Land mit der strategisch am wenigsten erfahrenen Führung in Europa sein wird», sagte der frühere Politiker der Republikaner. — «Für die Sicherheit Europas ist es besser, die Ukraine in der Nato zu haben», sagte Kissinger der Zeitschrift. «Dort kann sie keine nationalen Entscheidungen über territoriale Ansprüche treffen.» Zugleich könne auch Russland von einem Beitritt der Ukrainer profitieren. «Ich würde Putin sagen, dass auch er sicherer ist, wenn die Ukraine in der Nato ist.»

Kissinger wurde 1923 im mittelfränkischen Fürth geboren. Seine Mutter war Jüdin. 1938 floh er mit seinen Eltern und seinem Bruder Walter Kissinger aus Angst vor den Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten. Er war später nationaler Sicherheitsberater in den USA und von 1973 bis 1977 Außenminister. 1973 erhielt er den Friedensnobelpreis für das Waffenstillstands- und Abzugsabkommen mit dem damaligen Nordvietnam. (mit dpa)

 
 

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