19.04.2023 – Zeitfragen – Deutschlandfunk Kultur – Martin Sander —
Muranów Warschau
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs plante Bohdan Lachert, eine polnische Koryphäe der modernen Architektur, eine Großsiedlung im Stadtviertel Muranów. Dort fand er die Trümmer des Warschauer Ghettos vor, eine mehrere Meter hohe Halde von Schutt, vermengt mit Gebeinen von Ermordeten. Lachert entwarf zunächst eine Siedlung als Denkmal für die Opfer des Holocaust. Das Mauerwerk aus Schuttbeton sollte unverputzt bleiben. Doch dann beugte sich der Architekt der Doktrin des Sozialistischen Realismus. So entstanden in den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren Fassaden im Zuckerbäckerstil mit «urpolnischen» Motiven. Die Bedeutung des Orts für die jüdische Geschichte ignorierten die kommunistischen Machthaber absichtsvoll. An das Ghetto sollte möglichst wenig erinnern. — Wie lebt man heute in Muranów – und wie sichtbar ist die Vergangenheit?
Bei den Kämpfen während des jüdischen Aufstands im Warschauer Ghetto machte die deutsche Wehrmacht das Stadtviertel Muranow dem Erdboden gleich. Nach dem Krieg wurden neue Durchgangsstraßen geschaffen und der Verlauf der alten Straßen verändert.
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