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Quer zwischen Ost und West: Zum Tod des Schriftstellers Richard Wagner

15.03.2023NewsTagesspiegelGregor Dotzauer —   –  Details

Richard Wagner

Der rumäniendeutsche Dichter, Essayist und Erzähler Richard Wagner ist mit 68 Jahren gestorben. — Wie er vom Rebellen, der 1972 im rumänischen Temeswar die Aktionsgruppe Banat mitbegründete, lange nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik 1987 zum Rechtsnationalen konvertieren konnte, wäre eine eigene Studie wert. Des Rätsels Lösung liegt vielleicht darin, dass Richard Wagner die Freiheit, die er in jungen Jahren meinte, in einer Verkehrung sämtlicher Maßstäbe in der offenen Gesellschaft von Neuem bedroht sah. — Er schrieb für «Die Achse des Guten», suchte zusammen mit Thea Dorn «Die deutsche Seele» und demonstrierte seine Haltung besonders drastisch, als er 2013 in einer Aufbau-Anthologie mit hundert deutschen Gedichten auf Paul Celans «Todesfuge» unmittelbar ein Gedicht der völkisch-nationalen, für Hitler schwärmenden Agnes Miegel folgen ließ. — Diese Schatten liegen schwer über seinem Werk, dessen Beweggründe er in ausführlichen Gesprächen mit der Literaturwissenschaftlerin Christina Rossi in dem Band «Poetologik» (Wieser) erkundete. Der erfahrene Essayist, 1952 in Lovrin im Banat, geboren, machte darin auch vor politischen Einlassungen gegen die multikulturelle Gesellschaft nicht halt: «Man muss den Mut haben, das Querdenken zu wagen» ist eines der Kapitel überschrieben.

 
 

SK-