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Frühe und späte Lieder von Friedrich Cerha – Der Bariton Wolfgang Holzmair singt Cerhas “Minnelieder

17.02.2023Zeit-TonÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Friedrich Cerha

Im Sommer 2020 wurden im ORF RadioKulturhaus einige Kompositionen von Friedrich Cerha erstmals aufgenommen – damals anlässlich seines 95. Geburtstags. Darunter waren auch das frühe Werk «Ein Buch von der Minne» (1946-1964) und der späte Liederzyklus nach Texten von Ilija Jovanovic (2014). — Seine 14 Minnelieder auf Texte der drei Minnesänger Mechthild von Magdeburg, Der von Kürenberg und Hesso von Reinach sowie weiteren ohne eindeutige Zuordnung, beschrieb Friedrich Cerha selbst als «ein Dokument, das Wesentliches am zugrundeliegenden stilistischen Wollen belegt». Er schloss «bewusst an ältere Liedformen an», «Parallelen zu von Satie berührten mittelalterlichen Techniken» finden sich daran lange vor seiner Auseinandersetzung mit dessen Musik. Cerha widmete diese Lied-Sammlung seiner Frau Gertrud, die er 1951, kurz nach der Uraufführung eines ersten Teils, geheiratet hatte. Darin finden sich Lieder wie «Nur eine kann mir Freude geben», «Frau, du Schöne, nun fahre mit mir» oder das bekannte Liebeslied «Du bist mein, ich bin dein». — Friedrich Cerha entdeckte die Gedichte des aus Serbien stammenden, ab 1970 Österreich lebenden Dichters Ilija Jovanovic (1947-2010) in der Zeitschrift «Zwischenwelt», die sich dem Thema Widerstand und Exil widmet. Die Lebensgeschichte des Rom ging ihm sehr nahe und er wählte zwölf seiner Gedichte aus, die eine tiefe Sehnsucht nach Heimat prägen, um diese zu vertonen: «Was hinter seinen Versen steht, ist das Sich-fremd-Fühlen in der Welt, in der er lebt – isoliert und allein. Ich fand darin für mich sehr Vertrautes, war ich doch einen wesentlichen Teil meines Lebens von anderen Prinzipien getragen, als die des größten Teils der Gesellschaft, die mich umgab.»

Cerha beschrieb die musikalische Sprache, die er für diesen Zyklus gefunden hatte, als «lapidar, plastisch, fast wie in Stein gehauen … Sie ist extrem textbezogen und nimmt kaum mehr Raum ein als die Gedichte selbst». — Der Bariton Wolfgang Holzmair gilt als ausgewiesener Kenner von Cerhas Liedern und als textdeutlicher und -deutender Interpret. Gemeinsam mit Florian Müller, dem langjährigen Pianisten im Klangforum Wien, hat er diese beiden Zyklen aufgenommen. Der Sänger gibt Auskunft über seinen Zugang zu Cerhas Musik und wie er sich dieser angenähert hat. — (Wiederholung vom 15. Februar 2021)

 
 

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