06.02.2023 – Anklang – Ö1 – Thomas Leibnitz – Eva Teimel — – Details
Giuseppe Verdi
Große Komponisten und ihre Gegenstimmen – in acht exemplarischen Fällen der Musikgeschichte gräbt Thomas Leibnitz in seinem Buch über «Verrisse» die Perlen bissiger Kommentare und vernichtender Worte aus. — Jeder Ton Verdis sei seine «musikalische Blasphemie», Wagner sei ein «großer Verderb für die Musik» und wäre etwa Bruckners Wohnung derart ungeordnet wie seine Symphonien, würde es eine «wohlgeartete Hausfrau» keine vier Tage lang dort aushalten. Heutzutage sind Urteile in einer sprachlichen Vehemenz wie damals wahrscheinlich unvorstellbar, doch einst gehörte es zum Alltag der Musikkritik, den Schöpfer und sein Werk so richtig schön durch den Dreck zu ziehen. Der Wiener Kritiker Eduard Hanslick spielte da in der obersten Liga, vor allem wenn es um die vermeintliche Verteidigung oder Bewahrung eines selbst erhobenen Prinzips ging: Ästhetik, Instanz und Tradition mussten ja schließlich von irgendwem bewahrt werden. — In seinem neuen Buch setzt Thomas Leibnitz, ehemaliger Direktor der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, vernichtende Urteile über heute unbestrittene Größen der klassischen Musik von Beethoven bis Schönberg lustvoll aneinander, und stellt damit auch die Frage, wie und durch wen solch eine «Größe» eigentlich bestimmt wird.
Ein korrektes Passwort ist erforderlich.