25.01.2023 – Round Midnight – NDR Kultur – Ralf Dorschel — – Details
John Helliwell
Mit wallendem Haupthaar und staubtrockenem Humor ist John Helliwell zu Ruhm gekommen: Als Saxofonist und Conferencier von Supertramp hat der Brite in ausverkauften Stadien gespielt und millionenfach verkaufte Alben aufgenommen. Was ihm dann ein ebenso sorgenfreies wie komfortables Leben ermöglichte. — Und zwar solange, wie die Band in ihren verschiedenen Inkarnationen aktiv war. Erst als sich das zu ändern begann, nahm Helliwell einen Faden aus Jugendtagen wieder auf – die Liebe zum Jazz. Diese Liebe reichte weit zurück: Mit 12 hörte Helliwell Monty Sunshines Klarinette in Chris Barbers Jazz Band und war hingerissen. Er sparte Taschengeld, bis es für eine gebrauchte Klarinette reichte. Mit 15 kam ein Altsaxofon dazu und es liefen bei ihm die Alben von Miles Davis, Sonny Rollins, vor allem aber auch der Hardbop eines Cannonball Adderley – später in den 60ern dann der klassische Blue Note-Sound und in den 70ern Weather Report.
2004 stellte Helliwell mit der Hilfe von Supertramp-Tourmusikern die erste eigene Jazz-Band auf die Beine: Creme Anglaise. 2013 folgte eine kurze Tour mit seiner eigenen Bigband – der Super Big Tramp Band – mit der Helliwell Jazz-Arrangements der Supertramp-Evergreens vorstellte. — «Ich lebe von den Einnahmen durch den Katalog von Supertramp – mit dem Jazz mache ich kein Geld» so betont Helliwell. Und mit 77 mag man ja auch die Welt nicht nochmal neu erfinden. Sicher könnte man den Jazz viel trendier spielen kann oder auch drängender, radikaler. Doch fest steht: Helliwells Projekte sind nicht einfach nur das Hobby irgendeines schwerreichen Rockstars – da steckt jede Menge Kreativität und Neugier drin.
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