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Euripides. Die Orestie (2/2)Teil 2: Orestes

26.12.2022HörspielDeutschlandfunk KulturRaoul Schrott —   –  Details

Euripides

Von Raoul Schrott, nach Euripides — Übersetzung aus dem Altgriechischen: Raoul Schrott — Hörspielbearbeitung und Regie: Michael Farin — Mit: Melika Foroutan, Michael Rotschopf, Friedhelm Ptok, Ulrich Matthes, Tonio Arango, Corinna Harfouch, Ulrich Noethen, Patrick Güldenberg, Bernhard Schütz, Alexandra Marisa Wilcke, Hansa Czypionka — Komposition: Franz Hautzinger — Ton und Technik: Alexander Brennecke und Susanne Beyer — Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021 — Länge: 87›35 — In Euripides› «Orestie» werden die Rachepläne der Geschwister Elektra und Orestes gegen ihre Familie detailreicher und psychologisch vielschichtiger erzählt als je zuvor. Ein modern wirkender Klassiker der Antike in neuer Übersetzung. — Raoul Schrott: «So zeitgenössisch wie Euripides‹ Dialoge in ihrer auf die damalige Umgangssprache ausgerichteten Tonlage (was Theaterkritiker allzu oft verkennen und zu Unrecht der Übersetzung vorhalten, von der sie sich «Erhabenheit des Ausdrucks» erwarten) ebenso wie ihrer intellektuellen Scharfzüngigkeit (die mich stets an Albees «Wer hat Angst vor Virginia Woolf» erinnert), während die Chöre und Monologe von einer seltenen Poesie sind, so prägnant und bildlich, um in diesen gleichsam reliefartigen Sätzen eine conditio humana zu verhandeln, an deren fundamentalen Bedingtheiten, sprich: Trieben, Begierden, Makeln, Sehnsüchten, Wünschen und anderen Hinterfotzigkeiten sich bis heute nichts geändert hat. Sie werden jedoch zu Euripides‹ Zeit neu verhandelt, mit den alten traditionellen Rechtsbegriffen des Heiligen und den neuen Rechtsansprüchen des sich davon emanzipierenden Individuums, wie dies nirgends deutlicher wird als in dieser Orestie, die sich aus dem Zusammenschluss zweier eigenständiger Stücke Euripides‹ ergibt und jener weihevollen des Aischylos‹ ebenso entgegengesetzt war wie der würdevollen «Elektra» des Sophokles. Eine Orestie, die keiner bei uns kennt, obwohl ihr «Orestes» einmal das meistgespielte Stück der Antike überhaupt war, und die mich, als ich sie zum ersten Mal las, sofort an Baader, Meinhof und Ensslin erinnerte, an die Selbstgerechtigkeit des Terrors und die Armseligkeit seiner Attentate, die Gewissensbisse und Zerrissenheiten nach der Tat und die Reaktionen der Gesellschaft darauf, in einer Landschaft, welche immer noch die unsere ist, auch die der Selbstmordanschläge und der #MeToo-Bewegung, mit der Euripides hier zudem die Gleichberechtigung der Frau thematisiert, und all dies so überaus Politische in einer Weise auf die Bühne bringt, dass sie weder etwas mit Brecht noch mit Agitprop zu tun hat, sondern zum Gesamtkunstwerk gerät, mit welchem das antike Theater mit simpelsten Mitteln, Masken und dem fixen Hintergrund eines Bühnenbilds ein großes Ganzes von Gesang, Tanz, Instrumentalmusik und Dialogen inszeniert, das alles übersteigt, was ich sonst vom Theater kenne, und dabei doch zutiefst menschlich bleibt, weshalb ich vor niemandem so großen handwerklichen Respekt habe wie vor Euripides und mir beim Übersetzen seiner Stücke jedes Mal wünsche, selbst einmal so ein vollkommenes Stück schreiben zu können.» —

 
 

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