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Viele beim FSB halten den Krieg für verloren / Stimmen aus dem russischen Geheimdienst

28.10.2022NewsTagesschauDavid Hoffmann und Kaveh Kooroshy —   –  Details

FSB

Im Machtapparat des Kremls rumort es. Darauf deuten interne Informationen hin. Kontraste und die Deutsche Welle konnten erstmals mit einer Frau sprechen, die für den Inlandsgeheimdienst FSB gearbeitet hat.

 

Marija Dmitriewa hat es raus aus Russland geschafft – über Nordafrika in den Transitbereich am Flughafen in Paris, wo sie politisches Asyl beantragt hat. Sie ertrüge nicht mehr, was in ihrer Heimat geschehe, sagt sie: «Ich will, dass das Sterben ein Ende hat. Ich will nicht mehr, dass Menschen in der Ukraine sterben, dass Russen sterben.» Die 31-jährige ist Ärztin und hat nach eigenen Angaben seit 2016 für drei russische Sicherheitsbehörden gearbeitet – zuletzt für den Inlandsgeheimdienst FSB. Doch der Krieg in der Ukraine habe sie dazu veranlasst, mit dem Staat zu brechen.Ein Team des ARD-Politikmagazins Kontraste trifft sie an der Mittelmeerküste in Südfrankreich. Dmitriewa ist keine Oppositionelle, keine Liberale. Sie war bis vor Kurzem selbst Teil des Systems Putin, arbeitete wohl für das Innenministerium, das Verteidigungsministerium und eben den Geheimdienst FSB. Hier in Frankreich geht sie nun erstmals an die Öffentlichkeit.

 

Viele im FSB hielten den Krieg mittlerweile für verloren, sagt sie. Als Ärztin habe sie immer wieder unzufriedene Mitarbeiter behandelt, die den Dienst verlassen wollten: «Sie haben gesagt, dass sie müde sind. Man verlässt den FSB nicht einfach so. Es ist eine sehr angesehene Arbeit, die sehr schwer zu bekommen ist. Und wenn dann drei junge Mitarbeiter innerhalb eines Monats den Dienst quittieren, spricht es dafür, dass sie nicht einverstanden sind mit dem System.» Dmitriewa glaubt, unter den Geheimdienstlern gehe die Angst um, eines Tages für die Verbrechen im russischen Angriffskrieg zur Rechenschaft gezogen zu werden.

 
 

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