15.10.2022 – Lange Nacht – Deutschlandfunk Kultur – Katharina Teutsch und Tobias Lehmkuhl — – Details
Spanische Literatur
Irgendetwas ist faul im Lande des Don Quijote. Nicht in der Mancha, sondern in den Städten: Da leben vier Cousinen am Rand von Barcelona, besetzen leerstehende Häuser und gelten als genauso verrückt wie der fahrende Ritter 400 Jahre vor ihnen (Cristina Morales: «Leichte Sprache»). Da schlägt sich ein kleiner Junge allein durch die Bars von Barcelonas Altstadt und wähnt sich in einem Abenteuerroman von Alexandre Dumas (Miqui Otero: «Simón»). Oder es berichtet einer aus der Psychiatrie heraus vom Aufwachsen in genau denselben Straßen (Kiko Amat: «Träume aus Beton»): Ob bei Cristina Morales, Miqui Otero oder Kiko Amat, die neue spanische Literatur erzählt von den Rändern der Großstadt und vom Wunsch, die Dinge eben von diesem Rand aus zu verändern. Ihre Protagonisten sind «anders», und sie wollen eine andere, eine gerechtere Welt: «Vielleicht ist die Anormalität am Ende doch der Weg der Vernunft. Glaubst du nicht auch? Wir leben in einer vom Zufall regierten Welt, umgeben von einem Vakuum. Grausamkeit und Gewalt sind die Regel. Eine Welt, in der nichts von Bedeutung ist und in der die Unschuldigen zermalmt werden. In einer solchen Welt kannst du nur saufen oder verrückt werden. Ich habe es mit Ersterem versucht. Als das nicht mehr half, kam Zweiteres.» (Kiko Amat, «Träume aus Beton»).
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