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Dieses Kriegsende-Szenario ist viel wahrscheinlicher als ein Atomkrieg

08.10.2022NewsFocusSarah Werner —   –  Details

Timothy Snyder

Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Angst vor einem globalen Atomkrieg zurück. Der Star-Professor Timothy Snyder hält dies für unwahrscheinlich – ein anderes Szenario für das Ende des Krieges sei für ihn viel wahrscheinlicher. Im Krieg gehe es um Politik — Dass die Ukraine auf dem Schlachtfeld Gewinne verzeichne, sei wichtig, weil die Ukraine so Druck auf die russische Politik ausübe, so Snyder. Denn laut Snyder wird immer mehr ersichtlich, dass Putins Regime trügerisch brüchig sei.

 

— Putins Vorgehen in der Ukraine habe seine Position in Moskau zum Schlechten verändert, so Snyder.

 

Putin zielt auf mentale nukleare Erpressung — Schließlich hätten Staaten mit Atomwaffen seit 1945 Kriege geführt und verloren, ohne Atomwaffen einzusetzen. Laut Snyder würde Putin auf eine mentale nukleare Erpressung abzielen: Putin hoffe, dass vage Hinweise auf Atomwaffen die westlichen Partner davon abhalten würde, Waffen an die Ukraine zu liefern. Die rhetorische Eskalation sei eine der wenigen Möglichkeiten, die Putin noch habe, so Snyder.

 

Putin will nicht in Russland verlieren — Laut Snyder würde es in einem Machtkampf um Russland keinen Sinn machen, weit entfernt in der Ukraine bewaffnete Soldaten zu haben, die in Russland zur Machtdemonstration oder zum eigenen Schutz besser eingesetzt werden könnten. Für alle betroffenen russischen Akteure sei es schlimm in der Ukraine zu verlieren – aber noch schlimmer, in Russland zu verlieren.

 

— Der US-Historiker geht davon aus, dass es Putin im Ukraine-Krieg vor allem um Macht geht: Wenn es zu einem internen Machtkampf in Russland komme, würde der Ukraine-Krieg durch Putins dringlichere Sorge seine Macht in Moskau zu verlieren, in den Hintergrund treten, so Snyder. «Manchmal wechselt man das Thema, und manchmal ändert das Thema einen selbst», schlussfolgert der US-Historiker.

 
 

SK-