16.09.2022 – News – Tagesthemen – Details
Fritz Pleitgen
Kürzlich war Fritz Pleitgen noch einmal auf dem Bildschirm. In Frank Plasbergs Talkshow wurde er mit einem Statement eingespielt, wie wir es in den vergangenen Monaten häufig hören. Er habe sich in Wladimir Putin getäuscht, sagte Pleitgen. — Der Rote Platz ist leer — Putin hat in diesem Land viele getäuscht. Manche täuschen sich immer noch. Aber wenn der frühere Osteuropa-Korrespondent der ARD das sagt, hat es etwas Besonderes: Ein historisches Kapitel wird geschlossen. Pleitgen war einer der prägenden Auslandskorrespondenten in der Zeit des Kalten Kriegs. Erst in Moskau, dann in Ost-Berlin, später in Washington, schien er omnipräsent, ein Welterklärer, wie es ihn auch mit dem vor zwei Jahren verstorbenen Gerd Ruge gab. Ohne Pleitgen, sagte der SZ-Journalist Hans Leyendecker einmal, wirke der Rote Platz in Moskau doch irgendwie leer.
— Das wirkte er auch, doch mutet einem die Zeit des Kalten Kriegs heute als eine der Verlässlichkeiten an, auf die wir viel zu lange vertraut haben. Noch 2014, als Putin auf der Krim einmarschierte, zählte Pleitgen zu denen, die meinten, man müsse die Gekränktheit der russischen Seele irgendwie verstehen. Die Publizistin und Psychologin Marina Weisband war damals, wie inzwischen noch der Letzte kapiert hat, schlauer. Die Bestialität, die Putin zur Tugend erklärt, zeigt sich mit jedem Kriegsverbrechen, das die russische Armee in der Ukraine verübt.
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